Gesundheitskarte:Idee 1, Umsetzung 6

Das zehn Jahre alte Projekt droht zum Witz zu werden.

Von Guido Bohsem

Als der Bundestag vor mehr als zehn Jahren die elektronische Gesundheitskarte beschloss, war das eine sehr gute Idee. Man glaubte, die Karte und die dazugehörende digitale Vernetzung der Praxen und Krankenhäuser werde ein Segen für die Patienten. Die Ärzte, so hieß es, könnten Krankenakten ohne Probleme einsehen, Röntgenbilder ihrer Kollegen begutachten und auch studieren, welche Medikamente die Patienten schlucken. Die Karte hätte die Deutschen ein Stück gesünder machen können.

Doch ist eine gute Idee noch lange kein Garant für eine gute Umsetzung. Von Anfang an pfuschten die Politik, die Ärzteschaft, die Kassen und die Industrie an dem Projekt herum. Ohne Erfolg. Sage und schreibe eine Milliarde Euro wurde ausgegeben, ohne dass etwas vorzeigbares herausgekommen wäre. Gesundheitsminister Hermann Gröhe tut deshalb gut daran, in seinem E-Health-Gesetz feste Fristen vorzugeben, wann die Karte endlich ansatzweise halten kann, was man sich von ihr versprochen hat.

Richtig ist es auch, bei Verspätungen empfindliche Strafen gegen Kassen und Ärzteschaft zu verhängen, die für das Projekt verantwortlich sind. Dass es nun die Industrie ist, die für die letzte der vielen Verzögerungen verantwortlich zeichnet, gerät zur Nebensache. Es geht darum, den Druck in der vermurksten Angelegenheit zu erhöhen. Damit die Patienten endlich was von ihrer Karte haben.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: