Georgien und der US-Wahlkampf:Putin wittert McCain-Verschwörung

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Russlands Premier Putin behauptet, dass der Krieg in Georgien möglicherweise initiiert wurde - um Präsident Bushs Parteifreund McCain den Weg ins Weiße Haus zu ebnen.

Wladimir Putin ist immer für eine Überraschung gut. Russlands starkem Mann mit Geheimdienstvergangenheit gefallen ungewöhnliche Polit-Manöver, bescheinigen Kenner immer wieder.

Wladimir Putin während des CNN-Interviews. (Foto: Foto: AP)

Nun war es wieder so weit und das eigentlich zu einer medialen Unzeit: Mitten in den Trubel des Wahlkonventes der US-Demokraten gab Putin dem US-Nachrichtensender CNN ein Interview - sein krachender Beitrag zum amerikanischen Wahlkampf.

Premier Putin zog eine Verbindung zwischen der schwelenden Georgien-Krise und dem Rennen ums Weiße Haus. Dem sichtlich verdutzten CNN-Reporter erzählte er von seinem "Verdacht, dass jemand in den Vereinigten Staaten diesen Konflikt absichtlich mit dem Ziel erzeugt hat, die Situation zu verschlechtern und einem der Kandidaten im Kampf um das Amt des US-Präsidenten einen Vorteil zu verschaffen".

Einen Namen oder eine Partei nannte Putin nicht, doch es war offensichtlich, wen er meinte: John McCain, den designierten Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Der Senator ist nicht nur Vietnam-Veteran, sondern gilt als erfahren auf dem Feld, wo sein Rivale Barack Obama sein Defizit hat: der Außenpolitik.

Durch die Georgien-Krise, so deutete es Putin an, könnte sich McCain profilieren. Der 72-jährige Vietnam-Veteran wurde zuvor schon von einigen russischen Politikern als möglicher Nutznießer der Krise genannt.

Washington nennt Putins These "aberwitzig"

Die Eskalation im Kaukasus begann am Tag, als die Olympischen Spiele in Peking eröffnet wurden. Aus diesem Anlass trafen Putin und US-Präsident George W. Bush in Peking zusammen und sprachen über den damals aktuellen Einmarsch georgischer Truppen in Südossetien. "George sagte mir, dass niemand Krieg wolle", erzählte Putin nun in dem Interview. Moskau habe gehofft, dass Washington interveniere, um die Aggression der georgischen Führung zu stoppen. Aber nichts sei damals passiert.

Die USA unterhalten enge Beziehungen zur georgischen Regierung und haben Einheiten der georgischen Streitkräfte ausgebildet. Nach Angaben der US-Regierung hielten sich bei Beginn der Kämpfe Anfang des Monats 130 amerikanische Ausbilder in Georgien auf.

Offensichtlich von diesem Umstand leitete Putin in dem CNN-Interview eine weitere Behauptung her, die in sein Verschwörungsszenario passt. Er sagte, es gebe Hinweise, dass sich amerikanische Bürger in der Kampfzone in Georgien aufgehalten hätten. "Wenn dies bestätigt wird, ist das sehr schlecht", so der Premier und setzte drohend hinzu: "Es ist sehr gefährlich."

Wladmir Putin brachte auch indirekt US-Präsident George W. Bush mit den Vorwürfen in Zusammenhang. Falls sich Amerikaner in der Kampfzone aufgehalten haben sollten, dann seien sie nur dort gewesen auf die "direkte Anordnung ihrer Führung".

Die amerikanische Regierung in Washington wies die Äußerungen Putin scharf zurück. "Aberwitzig" sei Putins Theorie, tönte es aus dem US-Außenministerium. Und Präsident Bushs Srecherin Dana Perino nannte die Erklärung des russischen Ministerpräsidenten als "offenkundig falsch". Das, was Putin behaupte, sei "nicht rational".

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