Geiselkrise:Israel: Verhandeln nicht mit Terroristen

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Keine Entspannung im Fall des entführten israelischen Soldaten Schalid. Ministerpräsident Olmert lehnt die von den militanten Palästinensern ultimativ geforderte Freilassung Gefangener im Austausch mit dem 19-Jährigen ab.

Das Büro von Ministerpräsident Ehud Olmert teilte am Montag mit, man werde sich den Erpressungsversuchen der Autonomiebehörde und der Hamas-Regierung nicht beugen. Beide würden von "terroristischen Organisationen" geführt. Verhandlungen mit Terroristen werde es nicht geben. Das Militär flog weitere Luftangriffe und rückte erstmals auch in den Norden des Gaza-Streifens vor. Angesichts der wachsenden Bedrohung tauchten Hamas-Regierungschef Ismail Hanija und seine wichtigsten Minister unter. Die internationalen Vermittlungsbemühungen unter Führung des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak dauerten an.

Der harten Haltung von Olmert schloss sich offiziell auch das Militär an. Generalstabschef Dan Halutz sagte, "wir geben keiner Erpressung und keinem Ultimatum nach". Der Militärrundfunk machte allerdings eine Änderung im Ton ranghoher Militärs aus, die hinter vorgehaltener Hand einen Austausch palästinensischer Gefangener gegen Schalit nicht mehr ausschlössen.

Geheimer Schlafplatz

Die Entführer hatten der israelischen Regierung 24 Stunden Zeit zur Erfüllung ihrer Forderungen gegeben. Die Freilassung palästinensischer Gefangener aus israelischer Haft müsse bis Dienstagmorgen fünf Uhr MESZ erfolgt sein, ansonsten müsse der "Feind die Verantwortung für alle Ergebnisse tragen", hieß es in einer Erklärung der drei Entführergruppen. Die Entführer fordern die Freilassung aller Frauen und Jugendlicher aus israelischen Gefängnissen. Am Wochenende verlangten sie zudem die Freilassung von insgesamt "1000 Palästinensern, Arabern, Muslimen und anderen Gefangenen". Zudem müsse die israelische Militäroffensive beendet werden. Etwa 200 Palästinenser demonstrierten am Montag in Gaza für die Freilassung ihrer inhaftierten Angehörigen.

Das Militär drang am Montagmorgen mit 25 Panzern in den nördlichen Gaza-Streifen vor. Die Soldaten sollten dort einem Armeesprecher zufolge nach Tunneln und Sprengsätzen suchen. Bei Angriffen und Gefechten wurde ein Palästinenser getötet, vier wurden verletzt. Die Armee flog auch Angriffe gegen die radikalen Al-Aksa-Brigaden, den bewaffneten Arm der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Machmud Abbas.

Hanija und seine Minister halten nach Angaben eines Sprechers geheim, wo sie schlafen. Sie verbrächten den Tag in sicheren Gebäuden und kommunizierten per Fax und E-Mail statt Mobiltelefon, das von der israelischen Armee leichter geortet werden könne. Israels Luftwaffe hatte am Wochenende Hanijas Amtssitz in Gaza zerstört. Salah al-Bardawil, Sprecher der Hamas-Fraktion im Palästinenserparlament, ist überzeugt, dass die Hamas aus der Krise "gestärkt" hervorgehen wird. Der Süddeutschen Zeitung sagte er in Gaza: "Das Volk findet es richtig, israelische Gefangene zu machen und so die Freiheit unserer Gefangenen zu erzwingen."

© SZ vom 04.07.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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