Gefechte in Pakistan:Tausende harren in Roter Moschee aus

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Ein Ultimatum der Regierung hat wenig bewirkt: Immer noch halten sich etwa 5000 Koranschüler in dem von Islamisten geleiteten Zentrum verschanzt.

Nach Gefechten mit Sicherheitskräften haben Tausende radikale pakistanische Koranschüler in einer von Soldaten und Polizisten umstellten Moschee ausgeharrt.

Zwar verließen nach dem Ablauf zweier Ultimaten mehr als 500 Menschen das Gebetshaus, doch hielten sich offiziellen Schätzungen zufolge noch bis zu 5000 Taliban-Anhänger in der Roten Moschee in Islamabad auf - darunter auch die Anführer der Gruppe, die sich weiterhin weigerten sich zu ergeben.

Vor dem Gebäude in der Nähe des Parlaments- und Diplomatenviertel gingen Soldaten und Polizisten in Stellung. Bei den Kämpfen waren am Dienstag nach Angaben von Ärzten elf Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt worden.

Vor der Moschee zogen am Morgen zwölf gepanzerte Transporter mit aufgepflanzten Maschinengewehren auf. In der Umgebung wurden Stacheldrahtsperren errichtet. Der stellvertretende Innenminister Zafar Warraich warnte die Koranschüler vor Gewaltanwendung. "Jede Kugel wird mit einer Kugel vergolten", sagte er.

Moschee im Zentrum einer Kontroverse

Unter denen, die die Moschee am Morgen verließen, waren viele Frauen und Kinder. Sie kamen frei, während die Männer auf Lastwagen zusammengepfercht wurden.

An den von der Roten Moschee veranstalteten Kursen nehmen nach deren Angaben etwa 5000 männliche und 4000 weibliche Studierende im Alter von rund zehn bis 30 Jahren teil. Einer der führenden Geistlichen der Moschee hatte sich bereit erklärt, die Waffen niederzulegen, wenn es eine schriftliche Garantie gebe, dass die Sicherheitskräfte nicht angreifen würden.

Die von radikalen Predigern geleitete Moschee steht seit Monaten im Zentrum einer politischen Kontroverse. Liberale Politiker drängen die Regierung von Präsident Pervez Musharraf seit langem, gegen die Moschee vorzugehen. Die Sicherheitskräfte haben das aus Furcht vor angedrohten Selbstmordattentaten bislang unterlassen.

Die hinter den Predigern stehende Bewegung strebt eine "Talibanisierung" des Landes nach afghanischem Vorbild an. Die radikale Bewegung hat ihre Wurzeln im ländlichen Raum an der Grenze zu Afghanistan, dringt aber auch in die Städte vor.

Zunächst war unklar, ob es einen Zusammenhang zwischen den Gewalttätigkeiten an der Roten Moschee mit einem Selbstmordattentat im Nordwesten Pakistans gab. Bei dem Anschlag gegen einen Armeekonvoi kamen neun Soldaten und ein Kind ums Leben.

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