Gefechte in Afghanistan:Taliban drohen Deutschland

Lesezeit: 2 min

Bei einer Offensive der Taliban kamen in Afghanistan über 150 Menschen um. Außerdem soll die Miliz europäischen Ländern mit Anschlägen gedroht haben.

Die islamische Taliban-Miliz hat in Südafghanistan ihre größte Offensive seit Beginn des Jahres eingeleitet. Bei schweren Kämpfen kamen nach Angaben der örtlichen Behörden 150 Menschen um, darunter 60 Zivilisten und 70 Rebellen.

Bei den Gefechten im Distrikt Chora in der Provinz Urusgan seien mehr als hundert Menschen verletzt worden, sagte ein Provinzsprecher. In der benachbarten Provinz Kandahar nahmen die Taliban nach schweren Kämpfen einen ganzen Distrikt ein. Die afghanischen Sicherheitskräfte hätten sich aus "taktischen" Gründen zurückgezogen, sagte der Polizeichef von Kandahar. Es kam zu heftigen Kämpfen mit den Nato-Truppen.

Seit dem Wochenende wurden mehr als hundert Menschen getötet. Provinzbehörden meldeten, es seien Frauen und Kinder darunter. Die Taliban hätten einige Zivilisten geköpft, die sie verdächtigt hätten, mit den Provinzbehörden zusammenzuarbeiten.

Drohung an Europa und USA

Der afghanische Präsident Hamid Karsai forderte militärische Unterstützung an, wie der niederländische Generalmajor Jouke Eikelboom mitteilte. Daraufhin wurden auch amerikanische Kampfflugzeuge eingesetzt.

Die Taliban suchten nach afghanischen Angaben Zuflucht in Wohnhäusern, die ebenfalls bombardiert wurden. Mit den Angriffen haben die Aufständischen die Taktik geändert. Bislang verübten sie vor allem Bombenanschläge.

Der amerikanische Sender ABC berichtete, die Taliban planten Selbstmordanschläge in Europa und Nordamerika. In einem Video werde mit Selbstmordattentaten in Deutschland, Großbritannien, den USA und Kanada gedroht, meldete der Sender am Montagabend.

Die Aufzeichnung sei am 9. Juni in einem Trainingscamp der Taliban entstanden und zeige eine Feier zum Abschluss der Ausbildung von 300 Kämpfern. Darunter seien auch Gruppen, die Selbstmordanschläge in Europa und Amerika vorhätten, unter ihnen zwölfjährige Kinder.

Aggressive und gut entwickelte Propaganda

In dem Video ist den Angaben zufolge Mansur Dadullah, der Bruder des Anfang Mai getöteten Taliban-Militärchefs Mullah Dadullah, zu sehen. ,,Diese Amerikaner, Kanadier, Briten und Deutschen kommen von weit her nach Afghanistan. Warum sollten wir sie nicht verfolgen?'', sagt der Mann.

US-Geheimdienstagenten bewerten das Video unterschiedlich. Während die einen darin einen Beleg für die ,,aggressive und gut entwickelte Propaganda'' der Taliban sehen, werde das Video von anderen als ernstzunehmend eingestuft, berichtete ABC weiter.

Die afghanische Polizei beschuldigte iranische Milizen, sie würden sich in den Konflikt einmischen. Mehr als 20 bewaffnete Männer seien am Montag über die Grenze gekommen und mit Wagen in die Sirkoch-Region gefahren, wo die Kämpfe zwischen Aufständischen und Koalitionstruppen seit Monaten eskalierten, sagte der Polizeikommandant der drei westlichen Provinzen, Farah Badghis und Herat. Die Polizei habe die Iraner nicht verfolgen können, aber dafür den afghanischen Präsidenten Karsai informiert.

© dpa/AP/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: