Gefangenen-Krise:Alle britischen Soldaten sollen gestanden haben

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Zehn Tage nach der Festnahme britischer Soldaten versucht Teheran weiter, den Druck auf London zu erhöhen: Laut einer Meldung des staatlichen iranischen Fernsehens haben nun alle 15 Gefangenen zugegeben, ohne Genehmigung in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen zu sein.

Das angebliche Geständnis wurde vom arabischsprachigen Nachrichtensender Al Alam verbreitet. Der Fernsehsender IRIB zeigte bereits am frühen Sonntagabend Filmaufnahmen, auf denen die zwei britischen Soldaten vor einer Landkarte vom Persischen Golf ihre Position bei der Festnahme am 23. März verdeutlichen.

Nach den Angaben der Soldaten drangen die insgesamt 15 britischen Marineangehörigen in zwei Booten in iranische Hoheitsgewässer ein. Dies hätte auch ihr Positionsortungssystem GPS bestätigt.

Die beiden Briten entschuldigten sich nach dieser Darstellung für den Zwischenfall und erklärten, sie würden "sehr gut" von den Iranern behandelt.

Die beiden Männer erschienen nacheinander vor der Landkarte und gaben ihr Statement ab. Die Bilder, die im arabischsprachigen Ableger von IRIB, Al-Alam TV, gezeigt wurden, waren mit Untertiteln in Farsi versehen. Nach britischen Medienberichten handelt es sich bei den Männern um Hauptmann Chris Air und Leutnant Felix Carman.

Carman sagte nach britischen Medienangaben: "Ich verstehe, warum Sie so wütend über unser Eindringen in Ihre Hoheitsgewässer sind". Ein britischer Experte für Körpersprache betonte, die beiden Männer hätten nervös gewirkt.

Das Außenministerium in London nannte die neuen Fernsehbilder "inakzeptabel". Nach britischer Darstellung befanden sich die 15 Marinesoldaten, unter ihnen eine Frau, zur Zeit ihrer Festnahme eindeutig in irakischen Hoheitsgewässern, wo sie unter einem UN-Mandat Schiffe auf geschmuggelte Waffen durchsuchten.

Zwischen den Konfliktparteien gibt es jetzt direkte Verhandlungen. "Wir stehen in direkten bilateralen Gesprächen mit den Iranern", sagte Verteidigungsminister Des Browne am Sonntag dem Sender BBC, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen.

"Schnell und diplomatisch"

Browne sagte der BBC am Rande eines Besuchs in Afghanistan: "Wir sind sehr darauf bedacht, dass diese Angelegenheit so schnell wie möglich und auf diplomatischem Wege gelöst wird." London unternehme dafür alle Anstrengungen und werde von der internationalen Gemeinschaft unterstützt. Browne wollte aber nicht auf Details der bilateralen Gespräche eingehen.

Die konservative Zeitung The Sunday Telegraph hatte zuvor berichtet, im Krisenstab der Regierung werde unter anderem ein öffentliches Versprechen an den Iran erwogen, wonach Großbritannien dessen Hoheitsgewässer "jetzt und auch in Zukunft" respektiere. Dafür könne ein Marineoffizier nach Teheran entsandt werden.

Das Außenministerium wollte dazu nicht Stellung nehmen. "Wir setzen unsere diplomatischen Diskussionen weiterhin außerhalb der Öffentlichkeit fort", sagte ein Sprecher. Außenministerin Margaret Beckett hatte am Samstag gesagt: "Was wir wollen, ist ein Ausweg, und zwar friedlich und so schnell wie möglich."

Die britischen Seeleute waren am 23. März im Mündungsgebiet des Schatt el Arab im Persischen Golf festgenommen worden. Der Iran wirft ihnen illegalen Grenzübertritt vor, Großbritannien bestreitet dies. Nach britischen Angaben befand sich das Patrouillenboot in irakischen Gewässern.

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