Gefälschter Pass gefunden:Als aus Adolf Eichmann Riccardo Klement wurde

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In Argentinien ist per Zufall der gefälschte Ausweis aufgetaucht, mit dem Holocaust-Organisator Adolf Eichmann 1950 flüchtete. Das Dokument ist ein Beweis dafür, wie leicht Nazi-Größen fliehen konnten und wie schwer es im Gegensatz dazu Juden auf der Flucht vor Hitler hatten.

Der gefälschte Pass von Adolf Eichmann, mit dem der Organisator des Mordes an mindestens sechs Millionen Juden 1950 nach Argentinien entkam, ist per Zufall in einer alten Gerichtsakte in Buenos Aires entdeckt worden.

Als gebürtiger Südtiroler gab sich Adolf Eichmann bei seiner Flucht nach Argentinien aus. (Foto: Foto: AFP)

Der frühere SS-Obersturmbannführer, der die Vertreibung, Deportation und industrielle Ermordung der Juden während der NS-Herrschaft leitete, gab sich in dem Dokument als der staatenlose Techniker Riccardo Klement aus. Der Pass sei seit Dienstag im Holocaust-Museum von Buenos Aires zu sehen, sagte die Museumsleiterin Graciela Jinich.

Eichmann lebte zehn Jahre unbehelligt in Argentinien, bis er 1960 vom israelischen Geheimdienst Mossad entführt und nach einem Prozess 1962 in Israel hingerichtet wurde. Eichmann, der 1906 in Solingen geboren wurde, stritt in dem Prozess jede juristische Schuld ab und behauptete, nur auf Befehl gehandelt zu haben. Er wurde auch als "Schreibtischtäter" bezeichnet, obwohl er alle Konzentrations- und Vernichtungslager besucht haben soll.

Die zuständige Bundesrichterin María Servini de Cubría habe das Dokument in einer Akte gefunden, die eine Studentin angefordert hatte. Die Akte war angelegt worden, nachdem Eichmanns Frau Vera Liebl 1960 die Entführung ihres Mannes angezeigt hatte. Den argentinischen Behörden war damals zunächst nicht klar, dass Eichmann vom Mossad entführt worden war. Die Richterin habe den Pass dem Holocaust-Museum übergeben.

Eichmann arbeitete in Argentinien bei Mercedes

Das Dokument ist am 1. Juni 1950 vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz in Genua ausgestellt worden. Es trägt zudem den Stempel des argentinischen Konsulats in Genua und die Unterschrift des damaligen Vizekonsuls Pedro Solari Capurro. Der gut erhaltene Ausweis ist auf weißem Karton gedruckt. Auf dem Passfoto ist Eichmann mit runder Brille sowie Hemd, Jacket und mit dunkler Fliege abgebildet.

Neben dem Foto ist sein Fingerabdruck mit roter Tinte zu sehen. "Dieses Dokument lässt keinen Raum für Zweifel mehr, wie leicht es nicht nur Eichmann, sondern auch andere Kriegsverbrecher hatten, gefälschte Ausweise zu bekommen, ihren Namen zu ändern und in unser Land einzureisen", sagte Jinich.

Zugleich erinnerte sie daran, dass Eichmann in Argentinien ein normales Leben "wie jeder andere Bürger führte und bei Mercedes-Benz arbeitete". Zudem sei der Ausweis sehr wichtig für die aufklärerische Arbeit des Museums, um zu zeigen, "wie leicht Nazis einreisen konnten, und wie schwer es Juden" auf der Flucht vor Hitler gemacht worden sei.

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