Gedenken an Mauerfall:"Eines der glücklichsten Ereignisse der deutschen Geschichte"

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Mit einer Kranzniederlegung haben Spitzenpolitiker in Berlin an den Mauerfall vor 15 Jahren erinnert. Bundestagspräsident Thierse beschwor die historische Bedeutung des 9. Novembers für die Deutschen.

An der Zeremonie am Berliner Mauer-Mahnmal in der Bernauer Straße nahmen unter anderen Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Kulturstaatsministerin Christina Weiss teil.

Auch die Vorsitzenden von SPD und CDU, Franz Müntefering und Angela Merkel, gedachten dem Anfang vom Ende der Teilung Deutschlands.

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse nannte den Mauerfall "eines der glücklichsten Ereignisse in der deutschen Geschichte". Die Debatte um eine zentrale Mauer-Gedenkstätte am Brandenburger Tor hielt am Jahrestag unvermindert an.

"Der 9. November ist ein zwiespältiger Tag für die Deutschen", sagte Wowereit nach der Gedenkfeier in Berlin. Er sei ein Tag der Freude, aber auch ein Tag des Gedenkens an die Opfer des Grenzregimes und an die Pogromnacht von 1938.

Auch 15 Jahre nach dem Fall der Mauer müsse "eine permanente Aufklärungsarbeit" geleistet werden, betonte Wowereit. "Wir dürfen nicht zulassen, dass auf einmal wieder Mauern in den Köpfen errichtet werden." Das sei eine Herausforderung für Politik und Gesellschaft.

"Wir müssen auch heute immer wieder daran erinnern, welch fürchterliches Bauwerk die Mauer war", sagte Wowereit. Er sprach sich aber gegen die von Bundestagsabgeordneten aller Fraktionen geforderte Errichtung einer zentralen Gedenkstätte am Brandenburger Tor aus.

"Davon halte ich gar nichts", sagte er. Die bestehenden Gedenkstätten sollten besser ausreichend gefördert werden. Abgeordnete von SPD, Grünen, CDU und FDP hatten am Montag eine Initiative für eine zentrale Gedenkstätte gestartet. Einen entsprechenden Antrag wollen sie noch in diesem Jahr in den Bundestag einbringen.

Neben Wowereit sprachen sich weitere Spitzenpolitiker von SPD, Union und Grünen gegen den Vorstoß aus. "Ich glaube nicht, dass wir noch mehr Gedenkstätten brauchen", sagte CSU-Landesgruppenchef Michael Glos im ZDF-Morgenmagazin. Die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring Eckardt warnte vor dem Aufbau einer "Disneyland-Mauer".

Thierse beklagt Unkenntnis über Datum des Mauerfalls

Auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wandte sich gegen eine zentrale Gedenkstätte am Brandenburger Tor.

Neben Holocaust-Denkmal, sowjetischem Ehrenmal und dem geplanten Denkmal zur Erinnerung an die ermordeten Sinti und Roma gebe es dann zu viele Gedenkstätten an diesem Ort, die sich gegenseitig relativierten.

Thierse bekräftigte seinen Vorschlag, stattdessen den Mauerverlauf durch Berlin mit einer roten Linie zu markieren: "Wir müssen den Verlauf der Mauer sichtbarer machen auf der ganzen Länge durch die Stadt."

Thierse beklagte die Unkenntnis über die Bedeutung des 9. November 1989. Nach einer Umfrage wissen ein Drittel der Deutschen mit dem Datum nichts mehr anzufangen.

"Ein solch glückliches Datum sollte man auch in der Schule unterrichten", sagte Thierse. "Nicht nur die hässlichen Seiten unserer Geschichte, die es genug gibt, sondern auch die glücklichen Seiten sind erinnernswert."

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