Geberkonferenz eröffnet:Geld aus aller Welt für den Irak

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Delegierte aus etwa 70 Ländern diskutieren ab heute in Madrid über die Finanzierung des Wiederaufbaus des Irak. Nach Einschätzung der Weltbank und der UN sind dazu weit über 30 Milliarden Dollar notwendig. UN-Generalsekretär Annan dämpfte im Vorfeld der Veranstaltung die Erwartungen an das Treffen.

Die Konferenz, auf der über den Wiederaufbau des Irak diskutiert werden soll, steht unter starken Sicherheitsvorkehrungen.

Die zweitägige Veranstaltung startete zunächst mit einem Forum von mehr als 300 Unternehmensvertretern, unter ihnen gut 130 europäische Firmenabgesandte.

"Ich erwarte nicht, dass die Regierungen alles auf den Tisch legen werden, was sie künftig für Irak tun wollen", hatte Annan zuvor erklärt. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass trotzdem eine solide finanzielle Grundlage für den Wiederaufbau des Landes erreicht werden könne.

Die Weltbank und die UN beziffern für den Zeitraum von 2004 bis 2007 die Kosten allein für die Investitionen in den 14 vordringlichsten Bereichen auf rund 36 Milliarden Dollar; für den Wiederaufbau der Sicherheitssysteme und der Ölindustrie werden weitere 20 Milliarden Dollar veranschlagt. Bislang gibt es nur für einen Bruchteil dieser Summe Zusagen.

Das bislang größte Hilfspaket versprach Japan, das 1,5 Milliarden Dollar allein für 2004 zusagte.

Großbritannien als engster Verbündeter der USA will in den kommenden zwei Jahren insgesamt 440 Millionen Dollar bereitstellen. Zugunsten des Irak will das Land laut Entwicklungsminister Hilary Benn einen Teil seiner Entwicklungshilfe in anderen Ländern kürzen. Eine Sprecherin der britischen Hilfsorganisation Oxfam nannte diesen Plan "einen echten Skandal". Davon wären auch "sehr arme Länder wie Bolivien" betroffen, in denen der Großteil der Bevölkerung in Armut lebe, sagte sie der britischen Tageszeitung The Guardian.

Südkorea hat 200 Millionen zugesagt, Kanada 150. Die Weltbank stellte Irak einen Kredit in Höhe von drei bis fünf Milliarden Dollar in Aussicht.

193 Millionen Euro aus Deutschland

Am Mittwoch hatte die deutsche Regierung erklärt, sie werde bei der Geberkonferenz über die bereits zugesagten Hilfen von rund 193 Millionen Euro nicht hinausgehen.

In dieser Summe enthalten sind die deutschen Anteile an den von EU und Weltbank angekündigten Beiträgen, hinzu kommen rund 80 Millionen von Berlin bilateral zugesicherte Gelder.

Frankreich kündigte an, bis auf seinen Anteil am EU-Paket gar keine Finanzhilfen an Irak zu leisten. Die EU steuert insgesamt 200 Millionen Dollar bei.

US-Finanzminister John Snow hofft trotz der offizieller Absagen aus Berlin und Paris auf weitere Beiträge Deutschlands und Frankreichs. "Ich habe mit Ministerien beider Länder gesprochen und - ohne etwas vorwegnehmen zu wollen - bleibe in beiden Fällen zuversichtlich", hatte Snow vor seinem Abflug nach Madrid erklärt.

Als ehemaliger Kriegsgegner Iraks wollte auch Iran an dem Treffen teilnehmen. Der iranische Außenminister Kamal Charrasi wollte nach eigenen Angaben am Mittwochabend nach Madrid fliegen. Derzeit seien bereits iranische Unternehmen in Irak aktiv, sagte er im staatlichen Fernsehen. Wie der britische Entwicklungsminister sagte, sind von der geplanten Maßnahme "Länder mittleren Einkommens" betroffen, denen vor allem in den Jahren 2005 und 2006 "um die 100 Millionen Pfund" (144 Millionen Euro) verloren gingen.

Der Chef des irakischen Regierungsrates, Ijad el Allawi, hat erklärt, der Irak wolle sich bei der internationalen Konferenz als "neues" Land präsentieren. "Dies ist die erste Gelegenheit für das neue Irak, sich der internationalen Geber- und Geschäftsgemeinschaft vorzustellen."

Der Regierungsrat stehe für ein neues Irak, das entschlossen sei, "seinen Platz in der Weltgemeinschaft" wiederzuerlangen. "Keiner von uns will Irak noch einmal von einer Diktatur beherrscht sehen, als Bedrohung für seine Nachbarn und die Welt", betonte der Vorsitzende und bat gleichzeitig um Unterstützung: "Nach den Verwüstungen und der Misswirtschaft der vergangenen 35 Jahre brauchen wir viele Investitionen und viel Hilfe."

(sueddeutsche.de/AP/AFP)

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