Gaza-Streifen:Israelin zündet sich aus Protest selbst an

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Die Frau, die gegen die Zwangsräumung der israelischen Siedlungen im Gaza-Streifen demonstrierte, erlitt schwere Verbrennungen. Seit heute Nacht zwingen Sicherheitskräfte alle noch verbliebenen Siedler, das Gebiet zu verlassen.

Aus Protest gegen den Abzug aus dem Gazastreifen hat sich eine Israelin selbst angezündet.

Die Frau erlitt schwere Verbrennungen, wie das öffentlich-rechtliche israelische Fernsehen meldete.

Dem Bericht zufolge hatte sie sich im Süden Israels nahe der Stadt Netivot angesteckt und wurde ins Krankenhaus von Beerscheba gebracht.

Die letzte Frist für die jüdischen Siedler, das Gebiet freiwillig zu verlassen, war um 00.00 Uhr (Dienstag 23.00 Uhr MESZ) abgelaufen.

Sicherheitskräfte begannen daraufhin mit der gewaltsamen Räumung der Siedlungen. Sie trugen Bewohner weg, die sich zum Teil weinend mit Tritten und Schlägen wehrten.

Auch nach Ablauf der Frist zum friedlichen Abzug hatten sich noch tausende jüdische Siedler und Sympathisanten im Gaza-Streifen aufgehalten.

Konvois der israelischen Streitkräfte waren am frühen Mittwochmorgen von einem Militärlager aus Richtung Gazastreifen aufgebrochen, um die dort verbliebenen Siedler zu evakuieren.

Die mehr als 100 Fahrzeuge wurden von rund 50 Demonstranten mit Blockaden aufgehalten. Polizisten und Soldaten drängten die Aktivisten von der Straße.

Im südlichen Gazastreifen hatte sich die Polizei auf eine gewaltsame Räumung der Siedlung Morag vorbereitet. Die Verhandlungen mit den noch vor Ort befindlichen Siedlern waren gescheitert.

"Wie würdet Ihr Euch fühlen?"

Nach Ablauf der Räumungsfrist hatten weitere jüdische Siedler das Gebiet am Abend verlassen, bevor die israelischen Einsatzkräfte es gewaltsam räumen werden. Erschöpft und teilweise unter Tränen kamen die Siedler in der Nacht zum Mittwoch am Grenzübergang Kissufim an, der den Gazastreifen mit dem Süden Israels verbindet.

"Wie würdet Ihr Euch fühlen, wenn Ihr Eure Häuser aufgeben müsstet?", schrie eine aufgebrachte Frau die Soldaten an, die an dem Übergang ihren Dienst taten. Eine 18-jährige Siedlerin erklärte, weshalb sie den Gazastreifen mit ihren Eltern und ihren sechs Geschwistern nun verlasse: "Wir haben bis zuletzt gehofft, dass sich noch etwas ändern würde - aber es hat sich nichts geändert."

Israels Verteidigungsminister Schaul Mofas hatte am Dienstag gesagt, dass die Zwangsräumung "gleich nach Mitternacht" beginnen werde. Ein Polizeisprecher sagte dagegen, dass die israelischen Einsatzkräfte nachts nicht in die Häuser der jüdischen Siedler eindringen würden.

Sie würden nur in Häuser gehen, deren Bewohner nun doch freiwillig gehen wollten und von anderen Siedlern daran gehindert würden. Nach Angaben israelischer Medien verließ bislang knapp die Hälfte der jüdischen Siedler die Palästinensergebiete. Die übrigen Behausungen will Regierungschef Ariel Scharon nun notfalls mit Gewalt räumen lassen. Israel hatte den Gazastreifen seit 38 Jahren besetzt.

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