Gabriel:Trennen! Trennen?

Ist eine neue große Koalition ausgeschlossen?

Von Christoph Hickmann

Sigmar Gabriel ist nicht mehr Vorsitzender der SPD, sondern lediglich noch Außenminister und Vizekanzler. Das hindert ihn nicht daran, im Namen der Partei zu sprechen - etwa in einem Interview mit dem Stern, in dem er nun verkündet, man werde sich von der Union "trennen". Ist die große Koalition damit also ausgeschlossen? Nein.

Richtig ist zwar, dass die Vorbehalte gegen eine Neuauflage bei den Sozialdemokraten nach der Wahl noch stärker ausgeprägt sein dürften als ohnehin - vorausgesetzt, man landet, worauf sehr viel hindeutet, wieder auf dem zweiten Platz. So einfach wie 2013, als die SPD-Mitglieder mit knapp 76 Prozent für die große Koalition stimmten, würde es nicht wieder. Allerdings weiß auch Gabriel, dass es ein Wahlergebnis geben kann, das kaum eine andere Möglichkeit zulässt. Entsprechend niedrig sind die Hürden, die er aufbaut: Er begründet die "Trennung" damit, dass "Nationalkonservative" in der Union den Verteidigungsetat auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts anheben wollten. Ihm dürfte bewusst sein, dass auch in der Union niemand von Rang dieses Ziel kurz- bis mittelfristig für realistisch hält.

Übrigens dürfte Gabriels Abneigung gegen eine Neuauflage kleiner sein, als er kundtut. Schließlich erklärt er regelmäßig, wie sehr ihm das Amt des Außenministers gefalle. Und es gibt nur eine Konstellation, in der er es unter Umständen behalten könnte: die große Koalition.

© SZ vom 04.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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