G-8-Gipfel in Japan:Sarkozy regt Welternährungsrat an

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Mit Beratungen über Hilfen für Afrika hat in Japan das größte Gipfeltreffen in der Geschichte der G-8 begonnen. Unmittelbar zuvor forderte der französische Präsident Sarkozy die Schaffung einer Expertengruppe zur Bewältigung der Nahrungsmittelkrise.

In Japan hat der Gipfel der Staats- und Regierungschefs der acht mächtigsten Staaten der Welt begonnen. Im Mittelpunkt des ersten Tages steht das Treffen der G-8-Chefs mit sieben Vertretern afrikanischer Staaten sowie der EU, Weltbank, UN und Afrikanischen Union (AU).

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy trifft Gastgeber Yasuo Fukuda. (Foto: Foto: dpa)

Die Hilfe für Afrika und die Hungerkrise sind zentrale Themen des Gipfels auf der nordjapanischen Insel Hokkaido.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy regte im Vorfeld des G-8-Treffens eine internationale Expertengruppe zur Bewältigung der globalen Nahrungsmittelkrise an. Als Vorbild nannte er den Weltklimarat (IPCC) der Vereinten Nationen zur Unterstützung der Bemühungen im Kampf gegen die globale Erwärmung.

"Im 21. Jahrhundert müssen wir in der Lage sein, den Planeten zu ernähren", sagte er in einem Interview der japanischen Zeitung Yomiuri Shimbun. Sarkozy forderte, zur Milderung der globalen Nahrungsmittelkrise Exportbeschränkungen aufzuheben.

Bilaterale Gespräche

Er unterstütze den Vorstoß, den bedürftigsten Ländern Zugang zu den Nahrungsmittelüberschüssen der reichen Staaten zu gewähren, fügte er hinzu. Notwendig seien Sofortmaßnahmen, aber auch mittel- und langfristige Lösungen.

Kurz vor Beginn des G-8-Gipfels hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Staats- und Regierungschefs zu verstärkten Anstrengungen gegen die Nahrungsmittelkrise gedrängt. Merkel schickte ein warnendes Schreiben an ihre G-8-Kollegen, in dem sie vor einem Kollaps von Staaten infolge der Hungerkrise warnte.

Merkel wollte am Montag auch eine Reihe bilateraler Gespräche führen, unter anderem mit Dimitri Medwedew. US-Präsident George W. Bush traf bereits mit dem neuen russischen Präsidenten zusammen. Über den Inhalt des Meinungsaustauschs wurde zunächst nichts bekannt.

Die EU will einen milliardenschweren Fonds zur Bekämpfung des Hungers auflegen lassen. Eine Milliarde Euro solle der Landwirtschaft und den Bauern in den armen Ländern zugute kommen, sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am Rande des G-8-Gipfels.

Im schottischen Gleneagles hatten die Industriestaaten 2005 zugesagt, die Entwicklungshilfe weltweit bis 2010 um jährlich 50 Milliarden Dollar zu steigern. Die Hälfte des Geldes soll nach Afrika fließen, was einer Verdoppelung der bisherigen Mittel entspräche. Nach Einschätzung von Hilfsorganisationen liegt die G-8 weit hinter dem Zeitplan für die Erhöhung zurück.

Prüfstein Atomkraft

Die Hilfsorganisationen befürchten zudem, dass Frankreich und Italien von den bisherigen Versprechen der G-8 im Kampf gegen Hunger und Armut abrücken wollen. Die beiden europäischen Staaten wollten verhindern, dass die in Gleneagles zugesagte Verdoppelung der Entwicklungshilfe auf dem Gipfel in Toyako ins Abschlusskommuniqué aufgenommen werde, kritisierte die Hilfsorganisation Oxfam auf Hokkaido.

Neben der Hilfe für Afrika und der weltweiten Hungerkrise soll auch der Klimawandel ein zentrales Thema des Gipfels auf der nordjapanischen Insel Hokkaido sein. Streit zeichnet sich möglicherweise in der Atompolitik ab.

Die USA betrachten die Nutzung der Kernenergie als einen Prüfstein für die Ernsthaftigkeit im Kampf gegen die globale Erwärmung. Wer wirklich den Ausstoß von Treibhausgasen einschränken wolle, komme an einer intensiven Nutzung der Atomkraft nicht vorbei, sagte der engste Umweltberater des US-Präsidenten, Jim Connaughton.

Deutschland ist in der Atomfrage im Kreis der G-8 isoliert. Die anderen sieben Länder bewerten die Kernkraft durchweg positiv. Grund für die deutsche Position ist der im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD festgeschriebene Atomausstieg.

Ban fordert Führungsrolle von der USA

Merkel äußerte sich bei einem bilateralen Treffen mit dem japanischen Ministerpräsident Yasuo Fukuda zum Auftakt des Gipfels verhalten optimistisch über die Klimapolitik. "Ein Fortschritt erscheint möglich", wurde die Kanzlerin anschließend in Delegationskreisen zitiert.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die Vereinigten Staaten auf, die Führungsrolle im Kampf gegen den Kimawandel einzunehmen. "Ich hoffe, die Vereinigten Staaten werden endlich die Führungsrolle übernehmen", sagte er auf dem Weg zum G-8-Gipfel. "Das ist es, was die internationale Gemeinschaft von den Vereinigten Staaten erwartet."

Möglicherweise wird es bei dem Gipfel auch zum Thema Simbabwe eine separate Erklärung geben. Die Gruppe der Acht erkennt die Präsidentschaftswahl in dem südafrikanischen Land nicht an und will den Druck auf das Regime von Robert Mugabe erhöhen. Die Afrikanische Union hat sich bei ihrem Gipfeltreffen in der vergangenen Woche dagegen mit Kritik zurückgehalten.

© AFP/AP/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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