Für den Mitte-rechts-Nachwuchs:Berlusconi plant eigene Universität

Italiens reichster Mann und Ex-Premier will eine eigene Hochschule gründen - um das angebliche Monopol der "Linken" zu brechen. Auch Berlusconis Freund Wladimir Putin soll an der "Universität des liberalen Denkens" lehren.

Stefan Ulrich

Der italienische Multimilliardär und Oppositionsführer Silvio Berlusconi will mit Hilfe einer "Universität des liberalen Denkens" ein angebliches "Monopol" der Linken in der Kultur und im Bildungswesen Italiens brechen.

Die private Hochschule solle die künftige Führungsklasse der Mitte-rechts-Parteien des Landes ausbilden, berichtet die Zeitung Il Giornale, die Berlusconis Bruder Paolo herausgibt. "Wir können die Kultur nicht in den Händen der Linken lassen", sagte Silvio Berlusconi.

Medienberichten zufolge möchte der frühere Ministerpräsident die Eliteuniversität noch vor der Europawahl 2009 einweihen und Staatsmänner wie George Bush senior, Bill Clinton oder Tony Blair als Gastprofessoren gewinnen. Angeblich soll auch Berlusconis Freund Wladimir Putin künftig liberales Denken lehren.

Eine Herrschaftsvilla als Institutssitz

Als Sitz des Instituts, das Berlusconis Namen tragen dürfte, wird voraussichtlich eine Herrschaftsvilla in der Gegend von Mailand dienen. Sie soll zu einem Campus nach amerikanischem Vorbild mit Wohnungen für Studenten und Professoren, Sportanlagen und Bibliotheken ausgebaut werden. Als Studiengänge sind Wirtschaft, Jura, Politik und Kommunikation vorgesehen.

Berlusconi wolle "eine tiefe Spur" in der Kultur Italiens hinterlassen, sagte sein Jugendfreund, Senator Guido Possa. Traditionell sind die Kulturszene und die Universitäten des Landes eher links geprägt. Obwohl Berlusconi das Privatfernsehen und viele Printmedien beherrscht, neigt die Mehrheit der Journalisten der Linken zu.

Der Oppositionsführer, der sich gerade von einer Herzoperation erholt, möchte dem rechten Lager nun offenbar ein schärferes intellektuelles Profil und eine Kaderschmiede zugleich verschaffen. Zudem arbeitet er daran, die Parteien der Rechten unter seiner Führung zu einer "Partei der Moderaten" zu vereinen.

© SZ vom 28. 12. 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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