Freigelassene britische Soldaten:"Wir waren in irakischen Gewässern"

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Kurz nach ihrer Rückkehr aus Iran haben die freigelassenen britischen Marineangehörigen klar gestellt, dass sie definitiv nicht in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen seien. Sie seien zu falschen Aussagen gezwungen worden.

Ihnen seien sieben Jahre Haft angedroht worden, sollten sie nicht gestehen, in iranisches Hoheitsgebiet eingedrungen zu sein, sagte einer der 15 Soldaten am Freitag vor Journalisten. Ein Offizier betonte im Namen seiner Kameraden, sie seien bei ihrer Festnahme in irakischen Gewässern gewesen. Sie hätten ihre Position ständig über das Satellitenortungssystem GPS kontrolliert.

Während ihrer zweiwöchigen Gefangenschaft seien sie in kleinen Zellen eingekerkert gewesen und immer wieder verhört worden. Es habe auch eine Art Scheinhinrichtung gegeben. Die einzige Frau in der Gruppe, Faye Turney, sei von den anderen isoliert worden, hieß es in einer Erklärung, die die Soldaten Chris Air und Felix Carman vortrugen. Man habe sie als Propagandamittel missbraucht.

Bei der Gefangennahme hätten sie sich bewusst nicht gewehrt. Die iranischen Revolutionsgarden seien sehr aggressiv vorgegangen, sagte Air. Gegenwehr hätte in einem Gefecht mit unabsehbaren internationalen Konsequenzen enden können. Premierminister Tony Blair hatte zuvor betont, die Briten hätten in Selbstverteidigung schießen dürfen.

In Großbritannien kam eine Diskussion um das Verhalten der Seeleute in Gang. Während die Marine ihren Mut würdigte, kritisierten Medien, sie hätten zu schnell aufgegeben und zu sehr mit den Iranern kooperiert, berichtete die BBC am Freitag.

Kontrollfahrten im Persischen Golf eingestellt

Das Verteidigungsministerium leitete eine Untersuchung zum Einsatz der Patrouillenboote im Persischen Golf ein. Das Ministerium versicherte, die freigelassenen Soldaten würden nicht bestraft. Dennoch werde die genaue Aufgabe, die Position und die Taktik der Einheit überprüft, teilte das Ministerium mit. Bis auf weiteres würden die Kontrollfahrten im Persischen Golf eingestellt, sagte der Oberbefehlshaber der Navy, Admiral Jonathon Band.

Diskussionen lösten Angaben eines der Soldaten aus, wonach die Patrouillenboote iranische Aktivitäten aufklären sollten. Die Äußerungen stammen aus einem Interview, das Kapitän Chris Air bereits vor drei Wochen dem TV-Sender Sky gegeben hatte.

Die britische Regierung erklärte dagegen, die Seepatrouille vom 23. März habe keinen Aufklärungsauftrag gehabt, sondern lediglich Handelsschiffe kontrollieren sollen. Das Interview war mit Rücksicht auf die Sicherheit des gefangenen Soldaten nicht gesendet worden.

"Theatralische Propaganda"

Unterdessen hat Teheran die Pressekonferenz der Soldaten als reine Propaganda kritisiert. Den Soldaten seien die Worte von den britischen Streitkräften in den Mund gelegt worden, erklärte das staatliche iranische Fernsehen am Freitagabend. In einer Mitteilung des Außenministeriums hieß es: "Eine solch theatralische Propaganda kann die Fehler der Soldaten nicht rechtfertigen."

Premier Tony Blair sagte, jetzt sei der Moment, die Beziehungen zwischen Großbritannien und Iran zu überdenken. US-Außenministerin Condoleezza Rice erwägt direkte Gespräche mit Teheraner Regierungsvertretern. Diese könnten bereits Anfang Mai stattfinden, teilte ihr Ministerium mit. Thema des möglichen Treffens mit ihrem iranischen Kollegen Manutschehr Mottaki solle der Irak sein, sagte Sprecher Sean McCormack. Es werde keine Form des "diplomatischen Austausches" ausgeschlossen.

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