Frauentag: Hildegard Hamm-Brücher:"Lieber in den Kochtopf gucken"

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Drei Generationen, drei Meinungen: Hildegard Hamm-Brücher, Claudia Roth und Katja Kipping erzählen von ihren Erfahrungen als Frauen in der Politik.

Der 8. März ist der Internationale Frauentag. Zu diesem Datum hat sueddeutsche.de drei Politikerinnen aus drei Generationen gefragt, welche Rolle ihr Geschlecht in der Politik spielt.

Hildegard Hamm-Brücher (Foto: Foto: AP)

Hildegard Hamm-Brücher, Jahrgang 1921, war unter anderem Bundestagsabgeordnete, Staatssekretärin und Bundespräsidentschaftskandidatin für die FDP. Ihre politische Laufbahn begann sie 1948 im Münchner Stadtrat.

"Mein Frausein hat immer eine Rolle gespielt - ich bin nun mal eine. Außerdem begann meine politische Karriere 1948, zu einer Zeit, als es noch kein Grundgesetz und keinen Gleichberechtigungsparagrafen gab. Meine Kandidatur als junge Frau (für den Münchner Stadtrat, Anm. der Red.) war sehr ungewöhnlich, junge Frauen in der Politik gab es damals überhaupt noch nicht. Sobald ich irgendwo auftauchte, war mein Geschlecht sofort Thema. Und viele waren der Meinung, ich sollte lieber in den Kochtopf gucken. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass ich durchhalten und widersprechen muss, um meine Ziele durchzusetzen.

Ich selbst habe mein Frausein nie großartig thematisiert, mein Ziel war vor allem, dazu beizutragen, dass die männlichen Politiker nicht noch einen Krieg in Deutschland anzetteln. Wir Frauen mussten ja alle Lasten tragen, während die Männer ihren Krieg geführt haben.

Das 1919 eingeführte Frauenstimmrecht war die längst überfällige Möglichkeit für Frauen, ihre Stimme zu erheben und endlich mitzubestimmen. Ich habe dann im Laufe meiner politischen Karriere weitere Verbesserungen für Frauen mit durchgesetzt. Dass junge Mädchen höhere Schulen besuchen dürfen, dass sie studieren dürfen, dass sie selbst über ihr Geld verfügen dürfen und ihren Wohnsitz alleine auswählen dürfen: Das alles sind Dinge, die zu Beginn meiner politischen Karriere noch nicht selbstverständlich waren - im Gegenteil."

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