Frankreich:Chirac aus Krankenhaus entlassen

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Nach knapp einer Woche darf Frankreichs Präsident wieder nach Hause. Immer noch ist unklar, wie Ernst Chiracs Erkrankung wirklich war. Eine Teilnahme am UN-Gipfel nächste Woche in New York gilt als unsicher.

An der Pforte des Krankenhauses lobte Jacques Chirac das Gesundheitssystem seines Landes und dessen Mitarbeiter, die "zu den besten der Welt" zählten.

Die Ärzte hätten ihm geraten, noch eine Woche lang "vernünftig" zu sein, sagte der 72-Jährige. Dies wolle er versuchen, zumal er "diszipliniert" sei. Allgemein wurde dies als Absage seiner für Dienstag geplanten Reise zum UN-Gipfel nach New York verstanden.

Der französische Präsident war am Freitagabend vergangener Woche wegen Sehstörungen ins Val-de-Grâce-Hospital eingeliefert worden.

Chiracs erster Krankenhausaufenthalt in zehn Jahren an der Staatspitze hatte in Frankreich eine Debatte um seine Fähigkeit zur Amtsführung und seine mögliche Nachfolge ausgelöst. Offiziellen Angaben zufolge stellten Ärzte "leichte Gefäßprobleme" an der Netzhaut-Arterie fest. Sie behielten das seit 1995 amtierende Staatsoberhaupt deshalb eine Woche zur Behandlung.

"Außerordentlich glücklich"

Chirac äußerte sich nach seiner Entlassung nicht zu den Gründen seines Krankenhaus-Aufenthaltes. Dazu sei bereits alles bekannt, sagte er. Er fühle sich aber "in sehr guter Verfassung" und sei "außerordentlich glücklich", zum Mittagessen nach Hause gehen zu können.

Am Krankenhaus wurde Chirac von seiner Frau Bernadette abgeholt. Einige Anhänger der Präsidenten empfingen ihn mit "Chirac, Chirac"-Rufen. Außenminister Philippe Douste-Blazy, ein gelernter Arzt, sagte im Radiosender Europe 1, den Staatschef hindere "nichts daran, so zu arbeiten wie zuvor". Es habe sich um eine "Kleinigkeit" gehandelt.

Mitarbeiter Chiracs hatten zuletzt betont, dass die Teilnahme am UN-Gipfel dem Staatschef besonders am Herzen liege. Das Treffen dreht sich um die weltweite Armutsbekämpfung. Chirac wollte dort für seinen Vorschlag einer internationalen Abgabe auf Flugtickets werben.

Am Dienstag war ein Gipfeltreffen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) im brandenburgischen Rheinsberg wegen des Krankenhausaufenhaltes geplatzt. Chirac und Schröder, die nach Angaben von Mitarbeitern nach jahrelanger Zusammenarbeit eine persönliche Freundschaft verbindet, hatten stattdessen etwa eine dreiviertel Stunde lang miteinander telefoniert.

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