Frankreich:Bayrou geht auf Distanz zu Sarkozy

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Auch wenn es der Drittplatzierte der französischen Präsidentschaftswahlen ablehnt, eine Wahlempfehlung für die bevorstehende Stichwahl zwischen Royal oder Sarkozy anzugeben, ließ er zumindest eines erkennen: wen er nicht wählen wird.

Vor der Stichwahl um die französische Präsidentschaft ist François Bayrou klar auf Distanz zum Konservativen Nicolas Sarkozy gegangen.

Im TV-Sender France 2 schloss Bayrou am Mittwochabend zwar "definitiv" jede Wahlempfehlung zum Stechen zwischen Sarkozy und der Sozialistin Ségolène Royal am 6. Mai aus.

Er griff Sarkozy aber wegen seines Politikstils scharf an. Mit Royal listete er dagegen nur inhaltliche Widersprüche mit ihrem Wirtschaftsprogramm auf. "Bayrou wird nicht für Sarkozy stimmen", titelte Le Parisien am Donnerstag. Dasselbe sagte der frühere sozialistische Europaminister, Pierre Moscovici, dem Blatt La Croix.

"Ich habe nicht dasselbe Verständnis von Macht wie Nicolas Sarkozy", sagte Bayrou, der in der ersten Wahlrunde 6,82 Millionen Stimmen erhalten hatte. Der Konservative wolle eine "abgeschottete, sehr harte, sehr einschüchternde, bedrohliche" Machtausübung. "Ich bin nicht einverstanden mit dieser Methode, Frankreich zu regieren."

"Für ihn müsse ein Präsident für Einigung und Respekt vor den verschiedenen politischen Strömungen stehen. Bayrou schloss nicht aus, vor der Stichwahl und das höchste Staatsamt zumindest zu sagen, wie er selbst abstimmen wolle. Dies hänge von der Entwicklung des Wahlkampfs ab.

"Unmoralische Kritik"

Bildungsminister Gilles de Robien, ein Mitglied von Bayrous UDF-Partei, wies die Kritik seines Parteichefs an Sarkozy als "unmoralisch" zurück. Bayrou attackiere "unter der Gürtellinie, und Politik heißt, gesellschaftliche Fragen zu debattieren", sagte er am Donnerstag im Radiosender RTL.

Moscovici sagte La Croix: "Man weiß noch nicht, ob François Bayrou für Ségolène Royal stimmen wird, aber man weiß bereits, dass er nicht für Nicolas Sarkozy stimmen wird."

Der Rechtspopulist Philippe de Villiers rief als bislang einziger der acht ausgeschiedenen Kandidaten zur Wahl Sarkozys auf, um einen Sieg der Linken zu verhindern. Villiers hatte am Sonntag 2,23 Prozent erhalten und damit den sechsten Rang belegt. Mit Spannung erwartet wird nun eine mögliche Wahlempfehlung des Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen. Le Pen hatte Platz vier erreicht. Er will sich am 1. Mai bei einer Kundgebung in Paris äußern.

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