Folter im Irak:US-General Sanchez segnete "extreme" Verhörmethoden ab

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Die Serie von Enthüllungen im Skandal um Gefangenen-Misshandlungen im Irak reißt nicht ab. Wie die renommierte Washington Post berichtete, hat der Oberbefehlshaber der US-Besatzungstruppen persönlich Methoden wie die Bedrohung von Häftlingen mit Hunden, Schlafentzug und Langzeitisolation genehmigt haben.

Die Zeitung beruft sich dabei auf ihr vorliegende Dokumente. Danach hat General Ricardo Sanchez dem Personal im Gefängnis von Abu Ghoreib grünes Licht gegeben, diese "Verhörtaktiken" nach eigenem Gutdünken anzuwenden.

Insgesamt habe Sanchez im September vergangenen Jahres 32 verschiedene Methoden aus einer Liste von Taktiken ausgewählt, die bereits zuvor im US-Gefangenenlager Guantanamo Bay (Kuba) angewendet worden seien.

Einige davon habe der Befehlshaber dann aber im Oktober wieder gestrichen, nachdem sie von Offizieren im insgesamt für die Golfregion zuständigen US-Zentralkommando abgelehnt worden seien.

Dabei habe es sich um noch extremere Methoden gehandelt, die das Personal nach der ursprünglichen Anweisung des Generals mit Genehmigung eines an den Verhören beteiligten Offiziers in Abu Ghoreib habe anwenden dürfen.

Methoden wurden untersagt, als die Folter-Fotos um die Welt gingen

Dem Blatt zufolge hatte das Personal unter anderem freie Bahn für eine mehr als 30-tägige Isolation von Gefangenen und eine Versorgung lediglich mit Wasser und Brot. Wie es weiter hieß, durften Militärhunde zur Einschüchterung verwendet, die Gefangenen extremen Temperaturen ausgesetzt und bis zu 45 Minuten lang in äußerst unbequemen Positionen gehalten werden.

Sanchez habe diese Methoden erst untersagt, als die Schreckensbilder von Gefangenenmisshandlungen durch US-Soldaten im Mai rund um die Welt gegangen seien.

Zu den Taktiken, auf die der General wegen Einspruchs des Zentralkommandos verzichtete, gehörten nach Angaben der Zeitung der Entzug religiöser Gegenstände und Maßnahmen zur Erniedrigung der Gefangenen.

Wie unterdessen offiziell mitgeteilt wurde, muss sich ein 27-jähriger US-Marineinfanterist im Juli wegen Misshandlung eines Häftlings in einem provisorischen Gefängnis im Irak vor einem Militärgericht verantworten. Er wird beschuldigt, den Gefangenen mit Elektroschocks gequält zu haben.

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