Die Angeklagte war auf Fotos zu sehen, die sie mit einem angebundenen nackten Gefangenen zeigen. "Die Leute sagten England, sie solle die Leine halten, sie solle Lächeln, um die Bilder nachfolgenden Gefangenen zeigen könnten", sagte einer der Anwälte der Washington Post.
"Das ist eine Standardmethode in der psychologischen Kriegführung", sagte der in Militärprozessen erfahrene Jurist Giorgio Ra'shadd, der das Verteidigerteam leitet. Die Aufnahmen seien gestellt worden, um Gefangene vor einem Verhör zu erschrecken.
Die Vorgesetzten haben nach Einschätzung der Anwälte gerade Lynndie England ausgesucht, weil sie die kleinste, jüngste und die Soldatin mit dem niedrigsten Rang war, die sie finden konnten. Denn dies würde "die Demütigung für einen irakischen Mann steigern."
Anwalt: "Lynndie England wird als Sündenbock missbraucht"
Seine Mandantin werde als Sündenbock missbraucht, sagte Ra'shadd. "Wir haben Generale und den Verteidigungsminister, die sich hinter einem 21-jährigen Farmermädchen aus West-Virginia verstecken," sagte er.
Die Angeklagte habe lediglich Befehle von Vorgesetzten befolgt, die betreffende Sektion des Gefängnisses sei vom Auslandsgeheimdienst-Geheimdienst CIA kontrolliert worden.
Die öffentliche Verdammung der Gefägniswachen von Abu Ghraib durch US-Präsident Bush, mache ein faires Verfahren so gut wie unmöglich. "Wir werden den Präsident auffordern, seine Kommentare bezüglich der Angeklagten zu beenden", sagte das Verteidigerteam.
England wurde vergangene Woche wegen der Misshandlung von Häftlingen im Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad angeklagt.
Bei einem Schuldspruch vor einem Militärgericht reicht die Spanne der möglichen Strafen von einem förmlichen Tadel bis zu einer Haftstrafe von mehr als 15 Jahren.