Flugbereitschaft:Gestrandete Dickschiffe

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Bei den Flugzeugen der Bundesregierung häufen sich die Pannen. Die Kanzlerin, der Bundespräsident und nun der Außenminister - sie alle saßen fest. Drei neue Maschinen sollen Abhilfe schaffen. Doch das wird noch dauern.

Von Nico Fried und Mike Szymanski, Berlin

Irgendwann erwische es eben jeden - so gelassen wie Außenminister Heiko Maas (SPD) haben andere Regierungsmitglieder nicht reagiert, wenn sie mit ihrem Flieger liegengeblieben waren. Die Pannen häufen sich. Maas saß am Freitag in Mali fest, erstmals in seiner Zeit als Außenminister. Wegen eines Hydraulik-Lecks am Fahrwerk seiner Maschine vom Typ A-319 konnte er nicht wie geplant am Donnerstag von seiner Afrika-Reise nach Berlin zurückkehren. Bis dahin aber war er immerhin "mehr als 300 000 Kilometer pannenfrei" geflogen, so Maas.

Am Freitagvormittag startete vom Flughafen Köln-Wahn die Theodor Heuss , ein Airbus A-340 der Flugbereitschaft, um ihn und seine Delegation in Bamako abzuholen. In Berlin äußerte ein Sprecher von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) Bedauern über den neuerlichen Vorfall. Es ist immerhin schon der vierte seit Ende November. Zuvor waren Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) auf ihren Auslandsreisen gestrandet. Müller empörte sich hinterher über die Folgen der Pannenserie für Deutschlands Ruf als High-Tech-Land. Eine Reise von Finanzminister Olaf Scholz nach Bali war wegen eines Nagetiers an Bord abgebrochen worden.

Deutschland leistet sich eine überschaubare Flotte an Regierungsfliegern. Die Luftwaffe hat neun Flugzeuge im Einsatz, von der kleinen Global, die über nur 13 Plätze verfügt, bis hin zu den zwei Langstreckenfliegern Theodor Heuss und Konrad Adenauer, bei der Flugbereitschaft gerne als "Dickschiffe" bezeichnet. Diese haben eigene Techniker an Bord, die kleine Reparaturen erledigen.

Die Maschine, mit der Maas jetzt liegengeblieben ist, gehört zu den jüngeren Flugzeugen im Bestand. Die beiden A-319 sind gerade einmal zehn Jahre alt und in den vergangenen Jahren auch zuverlässig geflogen. Bei 370 Flügen habe es bislang nur einen einzigen Ausfall gegeben, erklärte ein Sprecher. Die beiden Langstreckenflieger dagegen sind in die Jahre gekommen, sie werden bald 20 Jahre alt. Die Flugbereitschaft hatte die Maschinen gebraucht von der Lufthansa erworben und nach Umbau und Generalüberholung bei sich in den Dienst gestellt. "Irgendwann kommt der Punkt, wo man zwar so gute Pflege wie nur irgendmöglich machen kann, aber an die Grenze des Alters des Materials gerät", erklärte Verteidigungsministerin von der Leyen unlängst. In schlechten Wochen, wenn reguläre Wartungen und technische Probleme zusammenkommen, steht schon mal die halbe Flotte am Boden. Derzeit steht von den beiden Langstreckenfliegern die Konrad Adenauer in der Flugzeugwerft, sie fällt für die große Durchsicht für fast drei Monate aus.

Nachdem Merkel wegen einer Panne auf ihrer Reise zum G20-Gipfel in Buenos Aires auf eine Linienmaschine umsteigen musste, will das Verteidigungsministerium für solche Termine künftig Ersatz bereithalten. Das stellt die Flugbereitschaft aber vor neue Probleme. Sie hat ja nur zwei Langstreckenflieger. Entweder sind gleich beide blockiert. Oder sie nimmt kleinere Flugzeuge wie die A-319, muss dann aber der Reichweite wegen mit Zwischenstopps und mehr Personal planen. Auf Langstrecken könnte eine Reise bis zu sieben Besatzungen binden - ein kaum mehr zu rechtfertigender Aufwand. Drei neue Maschinen will die Bundesregierung jetzt anschaffen. Vor 2020 dürfte aber keiner der neuen Langstreckenflieger Airbus A350 zur Verfügung stehen. Auch danach dürfte die Lage angespannt bleiben, denn die alten Maschinen werden ausgemustert. Unter dem Strich bleibt nur ein zusätzlicher Flieger.

© SZ vom 02.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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