Flug MH17:Das Rätseln geht weiter

Die Ermittler lassen offen, wer an dem Abschuss schuld ist.

Von Thomas Kirchner

Ginge es beim Abschuss des Fluges MH 17 nicht um ein furchtbar trauriges Ereignis - den Tod von 298 unschuldigen Menschen -, könnte man schmunzeln über die Unterschiede zwischen den beiden Pressekonferenzen, die dazu am Dienstag stattfanden: In den Niederlanden präsentierten die Ermittler das Ergebnis ihrer Untersuchung mit calvinistischer Nüchternheit. Sie hatten es nicht leicht, sie ermittelten im Kriegsgebiet, viele Beweise sind zerstört. Sie haben schon einen gewissen Verdacht, wer die Rakete abgefeuert haben könnte, das war nicht zu überhören. Aber sie hielten sich zurück mit Schuldzuweisungen, denn die sind nicht enthalten in ihrem Auftrag.

Eine ganz andere Vorstellung lief gleichzeitig in Moskau ab. Nein, etwas früher, muss man sagen, die Botschaft sollte unbedingt als erste in der Welt sein. Mit obskuren Diagrammen, einer unüberprüfbaren Rekonstruktion des möglichen Geschehens und viel Chuzpe erklärte die Herstellerfirma des inkriminierten Raketensystems, was auch die Regierung in Moskau beteuert: Wir Russen können es nicht gewesen sein.

Die Schuldfrage ist also weiter offen. Aber sie muss, so gut es geht, geklärt werden, schon allein, um den legitimen Wunsch der Angehörigen nach Gerechtigkeit zu befriedigen. Daran werden sich nun andere versuchen. Hoffentlich tun sie es mit der Umsicht und der Zurückhaltung, die das erste Team an den Tag legte.

© SZ vom 14.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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