Flüchtlingsdrama:Cap-Anamur-Chef zurück in Deutschland

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Die filmreife Mission endet, aber das Happy End bleibt aus. Der Chef der deutschen Hilfsorganisation ist wieder in Deutschland, die elf übrigen Mitarbeiter sind auf dem Heimweg. Den afrikanischen Bootsflüchtlingen steht aber die Abschiebung bevor.

Der Chef des Italienischen Flüchtlingsrats, Christopher Hein, sagte am Samstag, 14 der 37 Afrikaner seien vom sizilianischen Catania nach Rom geflogen und möglicherweise in ein Abschiebelager gebracht worden.

Hein sagte, er werde alle rechtlichen Schritte gegen eine Abschiebung der Afrikaner versuchen, zunächst müsse aber ihr Aufenthaltsort herausgefunden werden. Die angeblich in internationalen Gewässern aus einem Boot geretteten Flüchtlinge waren am Montag nach einer dreiwöchigen Odyssee mit dem Flüchtlingsschiff "Cap Anamur" der gleichnamigen Hilfsorganisation auf Sizilien gelandet.

Zweifel an den Methoden von Cap Anamur

Wegen Beihilfe zur illegalen Einreise wurden Cap-Anamur-Chef Bierdel, Kapitän Stefan Schmidt und der russische Erste Offizier verhaftet und erst am Freitag wieder freigelassen. Die Vorwürfe gegen sie wurden indes aufrechterhalten.

Die meisten der 37 Flüchtlinge hatten angegeben, aus dem Krisenland Sudan zu stammen. Nach ihrer Ankunft teilten die italienischen Behörden aber mit, 30 von ihnen stammten in Wirklichkeit aus Ghana, sechs aus Nigeria und einer aus dem Niger.

Am Vorgehen der Hilfsorganisation kamen in den vergangenen Tagen Zweifel auf, selbst Gründer Rupert Neudeck hatte schwere Vorwürfe erhoben. Am Samstag erneuerte er seine Kritik und sagte, dass die Besatzung des Flüchtlingsschiffs "Cap Anamur" sechs Tage lang auf Kamerateams und den Cap-Anamur-Chef Elias Bierdel wartete, rieche nach Geheimplänen.

Lockt Cap Anamur Flüchtlinge nach Europa?

Cap Anamur lebe aber von Transparenz. Unterstützung aus Berlin habe gefehlt, weil die Bundesregierung im Vorfeld nicht informiert worden sei, kritisierte Neudeck. Der Innen- und Rechtspolitiker der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Wolfgang Bosbach, warf Cap Anamur verantwortungsloses Verhalten vor. Mit ihren Aktionen bringe die Organisation nur noch mehr Menschen dazu, sich auf den Weg nach Europa zu machen.

Auch ein Sprecher des Bundesinnenministeriums kritisierte, Cap Anamur suggeriere mit den Aktionen, Menschen könnten sicher über das Meer nach Europa kommen. Tatsächlich aber würden die meisten verdursten oder ertrinken.

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