Fluchtgründe:Syrer flüchten aus Angst vor Assad

Es sind die Fassbomben: 92 Prozent der Syrer flüchten aus Furcht vor den Truppen Assads, 30 Prozent hingegen haben Angst vor dem Islamischen Staat und seiner Brutalität.

Von Thorsten Denkler, Berlin

Die Fassbomben des Assad-Regimes sind einer der Hauptgründe für Syrer, ihr Land zu verlassen. Nach einer Umfrage unter Flüchtlingen in Deutschland sagen knapp 92 Prozent, die damit verbundene unmittelbare Lebensgefahr habe sie zur Flucht gezwungen.

Die Ergebnisse der Umfrage wurden an diesem Mittwoch in Berlin vorgestellt. Die Studie ist die erste umfassende und wissenschaftlich begleitete Umfrage unter Flüchtlingen. Dafür haben Mitarbeiter der deutschen Organisation "Adopt a Revolution" knapp 900 Flüchtlinge vor zwölf Erstaufnahmeeinrichtungen in Deutschland befragt. Begleitet wurde die Studie vom Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung (WZB) in Berlin. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, aber "so eindeutig, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass an der Realität der syrischen Flüchtlinge vorbeigemessen wurde", sagt Heiko Giebler vom WZB.

Der "Islamische Staat" wird nur von etwa 30 Prozent als Gefahr genannt. Elias Perabo von "Adopt a Revolution" bewertet diese Einschätzung der Flüchtlinge so: "Wenn der IS der Vorhof zur Hölle ist, dann ist das Assad-Regime das Zentrum der Hölle." Entgegen mancher Darstellung haben sich die meisten Flüchtlinge nicht erst nach einem langen Aufenthalt in den großen Flüchtlingslagern in Libanon oder Jordanien auf den Weg nach Deutschland gemacht. Nach der Umfrage haben 65 Prozent der Befragten erst in diesem Jahr ihre syrische Heimat verlassen. Nur acht Prozent der Befragten Flüchtlinge wollen dauerhaft in Deutschland bleiben.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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