Familienpolitik:Eher für die Ehe

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Das Volk wäre für die volle Gleichberechtigung für homosexuelle Paare. Das merkt auch der CDU-Generalsekretär, der auf Facebook eine Frage stellte - und sehr, sehr viel Resonanz bekommt, mit eindeutiger Botschaft.

Von Thorsten Denkler, Berlin

In Irland wurde das Volk befragt, in Deutschland sprachen erst mal die Politiker. Gäbe es in Deutschland auf Bundesebene auch solche Abstimmungen, wäre das Ergebnis ähnlich klar wie auf der Insel: Die Bürger sind mit großer Mehrheit dafür, dass auch homosexuelle Paare eine Ehe schließen dürfen. 42 Prozent der Befragten gaben in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov an, dass sie eine entsprechende Gesetzesänderung "voll und ganz" befürworten, 23 Prozent waren "eher" dafür. Gut ein Viertel sprach sich in der Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur "eher" oder "ganz und gar" dagegen aus.

Vor allem führende Politiker der Union lehnen eine solche Gleichstellung aber bisher ab. Es fehlen zwar im Kern nur noch das vollständige Adoptionsrecht und der Name "Ehe" statt "eingetragene Lebenspartnerschaft" für die vollständige Gleichstellung. In gewissen Kreisen wird die Frage aber diskutiert, als würde der Untergang des Abendlandes drohen. Allerdings dürfte wohl zumindest CDU-Generalsekretär Peter Tauber ins Nachdenken gekommen sein. Am Donnerstagmorgen schrieb er auf Facebook: "Mich interessiert Eure Meinung zur ,Ehe für alle'", Ein einfaches Ja oder Nein reicht ihm. Gut 24 Stunden später ist der unscheinbare Aufruf mehr als 10 000 Mal kommentiert worden. Mehr als 2000 Menschen haben ihre "Gefällt mir"-Marke hinterlassen. Und was war das Ergebnis? Fast ausschließlich Ja-Positionen. ‪Ein Mike Kleiß sagt ebenfalls "Ja! Sonst trete ich nicht in die CDU ein." Er gehört zu den wenigen, die darauf sogar eine direkte Antwort von
 Peter Tauber bekommen: ‪ "Wir sind die einzige Volkspartei", schreibt der. "Das bedeutet, dass es immer viele Meinungen gibt. Nur wer dabei ist, kann etwas ändern." Das könnte auch ein Hinweis sein auf die Haltung, die Tauber selbst zu der Frage hat. Auf Facebook nämlich äußert er sich nicht eindeutig. Eine Stellungnahme ist von ihm auf Nachfrage nicht zu bekommen.

Irgendwann in der laufenden Facebook-Debatte dankt er lediglich "für die vielen Kommentare". Und allen, "die mit unterschiedlichen Meinungen hier fair umgehen und diese akzeptieren und zulassen". Leider könne er aber nicht alle Kommentare lesen. Sein Facebook-Post dürfte aber trotz seiner Zurückhaltung als kleine Provokation gegen die in der Partei verstanden werden, die an der Ehe als Exklusiv-Veranstaltung von Paaren aus Mann und Frau festhalten wollen.

Gleichwohl gibt es weitere Skeptiker. Das Zentralkomitee der Katholiken warnt vor einem "Kulturkampf", sollte es ein Referendum geben. Das würde "Gräben in der Gesellschaft aufreißen".

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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