Familienbericht:Arbeitswille deutscher Mütter angeblich mangelhaft

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Der neue Familienbericht der Bundesregierung enthält enormen Sprengstoff: Demnach widmen sich deutsche Mütter, die nicht berufstätig sind, weniger der Hausarbeit als vielmehr ihren Hobbies.

Deutsche Mütter mit Kindern unter sechs Jahren bringen mit 72 Minuten im Vergleich zu Müttern in Finnland, Großbritannien, Frankreich, Schweden und Norwegen (120 bis 137 Minuten) deutlich weniger Zeit für Erwerbsarbeit auf.

Daraus zieht die Sachverständigenkommission des siebten Familienberichts der Bundesregierung den Schluss, dass deutsche Mütter "diese gewonnene Zeit aber nicht in Hausarbeit investieren, sondern in persönliche Freizeit".

Die Kinderbetreuungszeiten sind sehr ähnlich: In Frankreich, Schweden, Norwegen und Finnland - wo mehr Mütter berufstätig sind als hier - verbringen die Frauen demnach zwei bis zweieinhalb Stunden am Tag mit ihren Kindern. Mit zwei Stunden und 18 Minuten liegen deutsche Mütter im Mittelfeld.

Der Familienbericht greift auf die Eurostat-Statistik "How Europeans spend their time. Everyday life of women and men" aus dem Jahr 2004 zurück.

Kinderwunsch nimmt angeblich ab

Der Familienbericht kritisiert auch die am Geld ausgerichtete Familienpolitik der vergangenen Jahre. "Die finanziellen Aufwendungen haben bis heute nicht dazu beigetragen, dass junge Erwachsene in gleicher Weise wie in Frankreich, Dänemark, Schweden, den Niederlanden und Großbritannien Kinder als Teil einer gemeinsamen Lebensplanung begreifen", heißt es in dem Bericht.

Die Experten sehen nun mit Sorge, dass der Wunsch nach Kindern selbst abnehme. Während in anderen europäischen Ländern "die ideale Familie aus der Sicht der 20- bis 34-jährigen Frauen 2,5 Kinder umfassen sollte, sind es in Ostdeutschland 1,6 und in Westdeutschland 1,7 Kinder", hieß es der Zeitung zufolge im Familienbericht. "Die jungen Männer gleichen Alters halten 1,5 Kinder für ideal."

Der Sachverständigenkommission für den Familienbericht gehören drei Professoren und vier Professorinnen unter dem Vorsitz Hans Bertrams von der Berliner Humboldt-Universität an.

Der siebte Familienbericht der Bundesregierung wurde am Dienstag von Bertram und Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) vorgestellt.

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