Falscher Vogelgrippe-Alarm:CSU-Minister rügt CSU-Minister

Lesezeit: 1 min

Die Seuche hat noch nicht auf deutsche Nutztierbestände übergegriffen, ein Verdachtsfall in Franken bestätigte sich nicht. Der Entwarnung folgte die Kritik: Bundesagrarminister Seehofer grollte seinem bayerischen Amtskollegen, weil er die Öffentlichkeit früh über den bloßen Verdacht informiert hatte.

"Das schafft unheimlich viel Verunsicherung", sagte der Bundesminister Horst Seehofer im Fernsehsender Phoenix zum Verhalten seines bayerischen Amtskollegen und CSU-Parteifreund Werner Schnappauf.

"Wir sollten sehr darauf achten, dass wir nicht jeden Verdacht oder jedes tote Geflügel zum Gegenstand von großen öffentlichen Verlautbarungen machen", sagte Seehofer. Es sei besser, sich einen Tag Zeit zu nehmen und aufzuklären. Das Ausland habe sich gefragt, ob noch deutsches Geflügel bezogen werden könne.

Ein Schnelltest hatte bei sechs von sieben verendeten Enten in Lichtenfels in Franken Grippeviren vom Typ A nachgewiesen. Der gesamte Geflügelbestand des Hofes von 200 Jungenten, 150 Enten und 60 Masthähnchen war vorsorglich getötet worden. Das Friedrich-Loeffler-Institut schlossen inzwischen eine Infektion aus. Eingehende Tests hätten weder Vogelgrippeviren vom Subtyp H5 noch von H7 festgestellt.

Schnappauf hatte zuvor über den Verdacht informiert und eine Pressekonferenz anberaumt. Danach waren vier Betriebe bundesweit gesperrt worden. Neben dem Hof in Lichtenfels waren zwei Nachbarhöfe sowie einer in Vechta in Niedersachsen betroffen, aus dem die erkrankten Jungtiere stammten. Der Geflügelhändler aus Vechta habe vor einigen Tagen 200 Enten an den Hof in Lichtenfels geliefert, teilte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium mit.

US-Agrarminister will über Vogelgrippe sprechen

Der Fall sorgte für Aufregung nicht nur in Bayern. US-Landwirtschaftsminister Mike Johanns will bei seinem Besuch in Berlin auch über den Kampf gegen die Vogelgrippe sprechen.

In Mecklenburg-Vorpommern soll der Katastrophenalarm in den Landkreisen Rügen und Nordvorpommern trotz neuer Nachweise von Vogelgrippe von diesem Dienstag an aufgehoben werden. Der Landkreis Ostvorpommern will demnächst über die Aufhebung entscheiden.

Vom Bodensee wurden neue Vogelgrippe-Fälle bei Wildvögeln aus Lindau in Bayern und Friedrichshafen in Baden-Württemberg gemeldet, aus der Schweiz eine Ente und ein Blesshuhn am Bodensee. Seehofer kündigte an, die Forschung zur Ausbreitung zu verstärken. Darüber werde das Bundeskabinett noch in dieser Woche beraten.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: