Falludscha:US-Soldat soll Gefangenen erschossen haben

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Bilder eines Fernsehteams zeigen, wie der Marineinfanterist einen gefangenen und verwundeten Aufständischen in einer Moschee in Falludscha erschießt. Die US-Armee ermittelt wegen des Verdachts auf ein Kriegsverbrechen.

US-Fernsehsender zeigten Bilder zu dem Vorfall, die NBC-Korrespondent Kevin Sites, der die Truppen begleitete, am Samstag in Falludscha gemacht hatte.

Der Sender zeigte ein Standbild von der Szene, auf dem der Soldat mit einem Gewehr auf den am Boden liegenden Mann zielt. Dann sind Schüsse zu hören. Der Sender wollte nach eigenen Angaben die Erschießung nicht direkt zeigen.

Der Verletzte sei einer von fünf Aufständischen gewesen, die bereits bei einem Gefecht am Freitag verwundet, nach erster medizinischer Versorgung von US-Truppen aber in der Moschee zurückgelassen worden seien. Rebellen hätten die Moschee als Hinterhalt für Angriffe auf US-Soldaten genutzt.

"Jetzt ist er tot"

Die US-Marineinfanteristen seien nach dem Gefecht weiter vorgerückt. Später sei eine andere Einheit in die Moschee gekommen. Die Soldaten hätten bemerkt, dass die verwundeten Iraker noch leben.

Es ist unklar, ob sich der US-Soldat von dem Verletzten bedroht fühlte. Nach Angaben des US-Militärs verstecken Aufständische immer wieder Sprengfallen unter Toten und Verletzten.

Auf den Aufnahmen sind zwei verwundete Iraker zu sehen, die dem Bericht des NBC-Korrespondenten zufolge gegen eine Mauer lehnen und offenbar verbluten.

Ein US-Soldat sagt draufhin, einer der Iraker tue nur so, als ob er tot sei. Dann sind Schüsse zu hören und ein Soldat sagt: "Jetzt ist er's."

Der beschuldigte US-Soldat wurde von seiner Einheit entfernt und verhört. Einer der verwundeten Iraker aus der Moschee soll eine Aussage über den Zwischenfall machen. Ein US-Armeesprecher betonte, dass Verwundete von der US-Armee nicht als Feinde betrachten werden, wenn keine Gefahr von ihnen ausgeht. Jetzt wird befürchtet, dass die Meldung über den erschossenen Verwundeten den Aufständischen neue Unterstützung bringt.

In Falludscha kam es auch am Montag wieder zu Kämpfen. Die US-Truppen setzten Luftwaffe und Artillerie ein. Von amerikanischer Seite hieß es, die US-Soldaten hätten zwar das gesamte Stadtgebiet eingenommen, doch könne die Lage wohl erst in einigen Tagen gesichert werden.

Mindestens 50 Tote bei neuen Kämpfen

In zahlreichen Gebäuden hielten sich noch Aufständische verschanzt. Auch an vielen anderen Orten kam es heftigen Gefechten, bei denen mindestens 50 Menschen getötet wurden.

Ein Hilfskonvoi wurde vor der umkämpften Stadt abgewiesen, wie der Rote Halbmond mitteilte. Die Fahrzeuge hätten zwar das Krankenhaus am Stadtrand erreicht, seien dann aber ohne Erklärung von US-Soldaten oder irakischen Behörden zurückgeschickt worden.

Beim Kampf um Falludscha kamen bislang 38 amerikanische Soldaten ums Leben, 275 weitere wurden verwundet, wie die US-Streitkräfte am Sonntagabend mitteilten. Die Zahl der getöteten Rebellen wurde auf 1.200 geschätzt.

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