Exil-Iraner:Welle versuchter Selbstverbrennungen in Europa

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Mit einer Welle versuchter Selbstverbrennungen haben Anhänger der Volksmudschahedin in mehreren Ländern Europas gegen die Festnahme iranischer Oppositioneller in Frankreich protestiert.

Nach drei Fällen am Vortag in Paris zündeten sich am Donnerstag in Rom und Bern insgesamt drei Exil-Iraner vor den französischen Botschaften an. Ebenfalls in Bern sowie in London hatten iranische Oppositionelle bereits zuvor mit Selbstanzündung auf die Polizei-Razzia am Dienstag bei Paris und die Festnahme von 165 Volksmudschahedin reagiert.

In der italienischen Hauptstadt Rom wurden am Donnerstag 15 bis 20 Demonstranten festgenommen sowie zwei Iraner behandelt, die sich angezündet hatten und dabei leicht verletzt wurden.

165 Festnahmen bei Großrazzia

Nach den versuchten Selbstverbrennungen in Paris hat die Polizei ein Versammlungsverbot für die Volksmudschahedin verhängt. Mehrere Anhänger der Organisation der Volksmudschahedin wurden am Donnerstag festgenommen, weil sie trotz des Verbots öffentlich zusammengekommen waren. Am Vortag hatten sich zwei Frauen und ein Mann bei ihrer versuchter Selbstverbrennung schwerste Brandwunden zugezogen.

In einer Großrazzia hatte die französische Polizei am Dienstag insgesamt 165 Mitglieder der islamisch-sozialistischen Gruppe festgenommen, die auf der Terrorliste der USA und der Europäischen Union steht. 22 von ihnen wurden auch am Donnerstag noch verhört.

Der für Terror-Abwehr zuständige Pariser Untersuchungsrichter Jean-Louis Bruguière hat die Untersuchungshaft für die ebenfalls festgenommene Mariam Radschawi am Donnerstag um 48 Stunden verlängert. Radschawi leitet den Nationalen Widerstandsrat der Volksmudschahedin. Sie hat ihre Anhänger aufgefordert, keine Selbstverbrennung zu versuchen.

Raffarin: Rückgrat der Organisation zerschlagen

Der französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin verteidigte die Aktion, die wegen der weltweiten terroristischen Aktivitäten "im nationalen Interesse" des Landes gelegen habe: "Es ging darum, das Rückgrat einer Organisation auf unserem Territorium zu zerschlagen, die von der Europäischen Union als terroristisch eingestuft wird."

Der Direktor der für Spionageabwehr und die Überwachsung Frankreichs zuständigen Behörde DST, Pierre de Bousquet, hat die Volksmudschahedin "eine Gefahr für unser Land und unsere Bürger" genannt. Sie hätten eine terroristische Organisation gebildet, "die genau wie eine Sekte funktioniert", rechtfertigte Bousquet das Vorgehen gegen die Iraner.

Die Gruppe habe auch Attentate gegen iranische Einrichtungen außerhalb Irans im Auge gehabt, "darunter auch in Europa". Allein für 2001 habe sie sich zu 195 Angriffen und Attentaten bekannt, bei denen es viele zivile Opfer gegeben habe.

Seit dem Sturz des irakischen Diktators Saddam Hussein galt der Ort Auvers-sur-Oise nördlich von Paris als Hauptsitz der Organisation, deren Lager nördlich von Bagdad Anfang April von amerikanischen Streitkräften bombardiert worden war.

(sueddeutsche.de/dpa)

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