Ex-RAF-Terrorist entlassen:Christian Klar ist auf freiem Fuß

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Zwei Wochen früher als vorgesehen ist der frühere RAF-Terrorist Christian Klar aus dem Gefängnis entlassen worden. "Er hat sich gefreut, er war zufrieden", beschrieb sein Anwalt die Stimmung Klars.

Der ehemalige RAF-Terrorist Christian Klar ist heute - und damit zwei Wochen früher als erwartet - aus der Justizvollzugsanstalt Bruchsal entlassen worden. Das sagte sein Anwalt Heinz-Jürgen Schneider. "Er hat sich gefreut, er war zufrieden", beschrieb der Jurist die Stimmung seines Mandanten vor der Freilassung. Klar hatte in der Haft gearbeitet, daher konnte er durch seinen angesparten Urlaub - sogenannte Freistellungstage - einige Tage früher freigelassen werden.

Christian Klar Anfang der neunziger Jahre. Aktuelle Bilder des Ex-Terroristen gibt es nicht. (Foto: Foto: dpa)

Zum Aufenthaltsort Klars wollte Schneider keine Angaben machen. "Er wird nun selber bestimmen können, was er macht und wo er es machen will", sagte der Hamburger Jurist. Die Vorstellung, dass der Ex-Terrorist jetzt durch die Talkshows tingeln werde, sei allerdings absurd.

Sicher ist, dass Christian Klar zunächst in Berlin leben wird, wo er auch von einem Bewährungshelfer betreut wird. Das Berliner Ensemble hält weiter einen Praktikumsplatz in der Bühnentechnik für Klar bereit. "Das Angebot besteht weiter", sagte eine Sprecherin des Theaters. Allerdings sei nicht geklärt, wann der 56-Jährige das Praktikum antreten werde. Klar habe vor rund vier Jahren angefragt, daraufhin habe das Berliner Ensemble ihm den Platz angeboten.

"Wer so brutal ist, dem nimmt man sowieso keine Reue ab"

Der Sohn des von den RAF-Terroristen ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer zeigte Verständnis für die Freilassung des früheren RAF-Terroristen Christian Klar. "Ich habe schon immer gesagt: Bei den RAF-Terroristen handelt es sich um gemeine, kriminelle Verbrecher", sagte Jörg Schleyer. "Man kann ihnen die Vorzüge, die ein Rechtsstaat bietet, nicht verschließen."

Klar habe keine Reue gezeigt. "Wer so brutal und menschenverachtend gegen andere gehandelt hat, dem nimmt man sowieso keine Reue ab", meinte Schleyer, dessen Vater 1977 ermordet worden war.

Die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) bezeichnete hingegen die frühzeitige Haftentlassung hingegen als "schwer erträglich". "Der Rechtsstaat mutet denen, die ihn tragen, mit der heutigen Entlassung Klars sehr viel zu", sagte die CSU-Politikerin. Der Tag sei aber auch eine Warnung: Die Gesellschaft müsse sich vor Augen halten, wozu Extremisten fähig seien, "egal ob von links oder rechts". Merk forderte eine entschlossene Bekämpfung von Extremisten.

Das Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart hatte Ende November entschieden, dass Klar nach Ablauf seiner Mindesthaftzeit zum 3. Januar 2009 auf Bewährung entlassen werden muss. Die Richter sahen keine Rückfallgefahr mehr. In der Öffentlichkeit hat die Entlassungsentscheidung zu heftigen Kontroversen geführt, weil Klar keine Reue zeigt und sein Wissen über Details von Anschlägen nicht preisgibt. Sein Gnadengesuch hatte Bundespräsident Horst Köhler vergangenes Jahr abgelehnt.

Kein journalistisches Interesse an Herrn Klar

Trotz des großen öffentlichen Interesses an dem ehemaligen RAF-Terroristen hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk angekündigt, Christian Klar kein Forum bieten. Der Intendant des Südwestrundfunks (SWR) und künftige ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust sagte: "Wir haben im SWR-Fernsehen und in unseren Radioprogrammen nicht vor, Herrn Klar in Gesprächssendungen einzuladen. Das wäre nicht angemessen und ich sehe momentan auch kein journalistisches Interesse, Herrn Klar in Talkshows zu holen."

Ähnlich hält es das ZDF. Dessen Chefredaktion hatte schon vor einigen Tagen seine Redaktionen per E-Mail aufgefordert, Klar nicht in Sendungen einzuladen. Auch der ARD-Programmdirektor Volker Herres informierte die ARD-Sender darüber, dass man Klar im Gemeinschaftsprogramm Das Erste kein Forum bieten wolle und nicht die Absicht habe, ihn einzuladen.

Klar war ein führendes Mitglied der Zweiten Generation der linksextremistischen RAF. Er wurde am 16. November 1982 festgenommen und saß seitdem im Gefängnis. 1992 wurde er zu lebenslanger Freiheitsstrafe als Gesamtstrafe verurteilt, die aus sechs lebenslangen Einzelfreiheitsstrafen und sogenannten zeitigen Freiheitsstrafen von 15, 14 und zwölf Jahren gebildet worden war.

Der gebürtige Freiburger war wegen Beteiligung an den Morden an Generalbundesanwalt Siegfried Buback, dem Bankier Jürgen Ponto und Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer 1977 zu fünfmal lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Bewährungszeit für Klar läuft fünf Jahre.

Nach Klars Freilassung ist Birgit Hogefeld als einzige Ex-Terroristin der RAF noch hinter Gittern. Die 52-jährige gebürtige Wiesbadenerin war eine Leitfigur der dritten RAF-Generation. Sie sitzt seit 1993 im Gefängnis. Der Bundesgerichtshof bestätigte 1999 ihre Verurteilung zu lebenslanger Haft wegen der Ermordung eines US-Soldaten und des Bombenanschlags auf die Frankfurter US-Airbase im Jahr 1985.

Da eine besondere Schwere der Schuld festgestellt wurde, kann Hogefeld nicht mit ihrer Entlassung auf Bewährung aus dem Frankfurter Gefängnis nach 15 Jahren rechnen. Ihr Gnadengesuch wies Bundespräsident Horst Köhler im Mai 2007 ab.

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