Europäische Union:Blair und Schröder lehnen Bund der Starken ab

Der Bundeskanzler und der britische Premierminister haben Vorwürfe zurückgewiesen, sie strebten gemeinsam mit Frankreich eine Vorherrschaft in der EU an. Die italienische Regierung hatte ebenso wie Vertreter kleinerer Staaten vor einem "Dreier-Direktorium" gewarnt.

Niemand in der EU solle von der engen Zusammenarbeit zwischen den größten Ländern ausgeschlossen werden, sagte Tony Blair nach einem Treffen mit Gerhard Schröder in Berlin. Von einem "Direktorium" oder "Triumvirat" könne keine Rede sein.

Das Gespräch im Kanzleramt diente vor allem der Abstimmung des für den kommenden Mittwoch geplanten Dreier-Treffens zusammen mit Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac in Berlin. Dabei soll unter anderem die Bildung einer schnellen EU-Eingreiftruppe aus Soldaten der drei Länder endgültig vereinbart werden.

Ein wichtiges Thema beim nächsten EU-Gipfel im März in Brüssel soll nach den Worten von Blair und Schröder eine europäische Offensive in der Industriepolitik werden. Es müsse alles getan werden, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu verbessern. Dies bedeute vor allem mehr Investitionen bei Forschung und Entwicklung.

Keine Aufarbeitung der Meinungsunterschiede zu Irak

Beide Regierungschefs sprachen auch über die Entwicklung in Irak. Blair betonte, es sei allein Sache der deutschen Regierung, ob sie sich auch mit Soldaten am Normalisierungsprozess in dem Land beteilige.

Schröder sagte, Deutschland sei unverändert bereit, beim Wiederaufbau und der Demokratisierung in Irak zu helfen. In Anspielung auf die unterschiedliche Haltung beider Regierungen zum Irak-Krieg fügte der Kanzler hinzu, es sei jetzt nicht mehr sinnvoll, die jüngste Geschichte aufzuarbeiten.

Deutschland werde sein Engagement in Afghanistan fortsetzen. Dabei solle auch die Nato eine wichtige Rolle spielen.

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