EU-Verfassung:Schröder bekräftigt Ablehnung eines Referendums

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In Frankreich und Großbritannien wird das Volk über die EU-Verfassung entscheiden, in Deutschland nicht. Der Bundeskanzler hat eine solche Abstimmung erneut rigoros ausgeschlossen.

In der Bundesrepublik "verbietet es die Verfassung ausdrücklich, eine Volksabstimmung zu machen, und wir werden natürlich unsere Verfassung achten", bekräftigte Schröder nach einem Gespräch mit dem britischen Premierminister Tony Blair. Aus diesem Grund werde die neue Verfassung der Europäischen Union im Parlament ratifiziert.

Im Hinblick auf die französische Entscheidung vom Vortag, die Bevölkerung direkt über die EU-Verfassung abstimmen zu lassen, sagte der Bundeskanzler: "Wie andere das machen, ist die Entscheidung der jeweiligen nationalen Regierung." Mittlerweile sollen in zehn Mitgliedsländern der EU Volksabstimmungen über das Vertragswerk stattfinden.

Schröder wies Fragen nach Rissen im deutsch-britischen Verhältnis zurück. Das Gespräch mit Blair sei wie immer freundschaftlich verlaufen, sagte der Kanzler. Zwar habe es bei der Diskussion um den neuen EU-Kommissionspräsidenten beim EU-Gipfeltreffen Ende Juni in Brüssel zunächst unterschiedliche Ansichten gegeben, aber letztlich hätten sich die EU-Staats- und Regierungschefs einstimmig auf den Portugiesen José Manuel Barroso geeinigt.

"Wir sind jetzt miteinander dafür, dass er großartigen Erfolg hat", sagte Schröder, der von Blair mit Handschlag und Lächeln nach dem gut einstündigen Gespräch vor Downing Street Nummer 10 verabschiedet worden war.

Schröder spricht vor britischen Unternehmern

Zu den neuen Budgetplänen der EU-Kommission, wonach unter anderem der von der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher ausgehandelte so genannte Britenrabatt in Milliardenhöhe gestrichen werden soll, sagte Schröder: "Es muss eine faire Entscheidung geben."

Zunächst müsse es Solidarität mit denen geben, die diese nötig bräuchten, sagte der Bundeskanzler im Hinblick auf die neuen EU-Mitgliedsländer aus Mittel- und Osteuropa. Jedoch dürften die Nettozahler der Gemeinschaft wie Deutschland oder Großbritannien "nicht überfordert werden".

Bei einer Rede vor britischen Unternehmern und Entscheidungsträgern aus der Londoner City am Abend warb Schröder für Investitionen in Deutschland: "Deutschland ist ein hervorragender Standort, der weltweit keinen Vergleich scheuen muss und dies auch nicht tut."

Nach einer aktuellen Umfrage sei die Bundesrepublik nach China und den USA "weltweit der attraktivste Investitionsstandort" unter ausländischen Unternehmen, sagte der Bundeskanzler unter Hinweis auf die in Angriff genommen Reformen, die hohe Qualifikation deutscher Arbeitnehmer, die Infrastruktur sowie die Qualität der Forschung in Deutschland.

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