Eskalation in Gaza:Raketenangriff auf Abbas' Büro

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Auf das Büro von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Gaza ist ein Raketenangriff verübt worden. Mindestens zwei Menschen wurden dabei verletzt.

Das verlautete aus Sicherheitskreisen. In der Nähe von Residenz und Büro des Präsidenten hatten zuvor Kämpfe zwischen Mitgliedern seiner Garde und bewaffneten Hamas-Kämpfer begonnen.

Palästinenser demonstrieren am Sonntag für Abbas in Nord-Gaza. (Foto: Foto: AP)

Damit erreichte der Konflikt zwischen Abbas' Fatah-Organisation und der regierenden radikalislamischen Hamas einen neuen Höhepunkt, seit Abbas zu vorgezogenen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen aufgerufen hat. Zuvor war bereits Außenminister Mahmud Sahar beim Verlassen seines Amtssitzes in seinem Wagen beschossen worden; er blieb aber unverletzt.

Bei den Auseinandersetzungen zwischen Hamas und Fatah in Gaza wurde nach Krankenhausangaben eine 19-jährige Palästinenserin getötet, mindestens vier Menschen wurden außerdem verletzt.

Am frühen Morgen war bei einem Angriff auf ein Ausbildungslager der Präsidentengarde in Gaza ein Fatah-Mitglied getötet worden. Die Garde machte den bewaffneten Hamas-Arm für den Anschlag verantwortlich.

Abbas verurteilt Angriff auf Lager

Die Essedin-el-Kassam-Brigaden wiesen die Vorwürfe zurück und sprachen von "internen Kämpfen" zwischen bewaffneten Gruppierungen und Fatah-treuen Sicherheitsorganen.

Abbas verurteilte den Angriff auf das Lager. Der Palästinenserpräsident habe den Befehl erteilt, die Urheber zu finden und vor Gericht zu bringen, sagte sein Sprecher Nabil Abu Rudeina.

Die Hamas hatte nach Abbas' Wahl-Ankündigung vom Samstag umgehend zu Protesten aufgerufen. Tausende Palästinenser folgten ihrem Aufruf. In Sprechchören warfen sie Abbas Kollaboration mit Israel vor. Bei Schusswechseln zwischen Hamas- und Fatah-Anhängern war am Abend ein 13-jähriger Junge getötet worden.

Wahltermin noch unbekannt

Abbas erörterte am Sonntag mit der zentralen Wahlkommission das weitere Vorgehen. Mit der Bekanntgabe eines Wahltermins wurde zunächst nicht gerechnet. Der Kommissionsvorsitzende Hassan Nasser sagte, das Gremium benötige 110 Tage zur Vorbereitung des Urnengangs ab dessen offizieller Bekanntgabe per Dekret. Abbas enger Vertrauter Jassir Abed Rabbo hatte zuvor gesagt, die Abstimmung solle binnen drei Monaten stattfinden.

Hanija bezeichnete die Entscheidung des Präsidenten über Neuwahlen als verfassungswidrig. Die Wahlen würden lediglich "Verwirrung" schaffen. Er rief Abbas zugleich auf, seiner Präsidentengarde ein Schießverbot zu erteilen.

Eine israelische Regierungssprecherin sagte, Israel unterstütze gemäßigte Palästinenserführer, die Verhandlungen mit Israel erreichen wollten, ohne auf Gewalt zurückzugreifen. Abbas sei ein solcher Politiker. Die US-Regierung erklärte, sie verbinde mit Neuwahlen die Hoffnung auf eine Ende der Gewalt in der Region. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana stellte Abbas die Unterstützung der EU in Aussicht.

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