Erster Prozess vor US-Militärtribunal:Neun Monate Haft für Guantánamo-Häftling Hicks

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Der australische Guantánamo-Häftling David Hicks ist zu neun Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das milde Urteil verdankt Hicks einer Absprache mit der Anklage - und an die sind bestimmte Bedingungen geknüpft.

Terry Hicks, der Vater Davids, zeigte sich in Australien zwar erleichtert über das niedrige Strafmaß, er kündigte aber an, weiter gegen die Behandlung seines Sohns in dem Gefangenenlager vorgehen zu wollen.

Der 31-jährige Hicks hatte sich der Unterstützung von Terroristen schuldig bekannt, um nach dem Urteil in sein Heimatland abgeschoben zu werden. Er schien erleichtert, als Richter Ralph Kohlmann in Guantánamo das Urteil verkündete.

Gefragt, ob das Urteil so ausgefallen sei, wie es ihm gesagt worden sei, sagte Hicks: "Ja, das war es." Im Gegenzug hatte Hicks sich bereit erklärt, jegliche Misshandlungsvorwürfe gegen die US-Regierung fallen zu lassen.

Terry Hicks zeigte sich überzeugt, dass sein Sohn jetzt nur freikommt, weil er schriftlich versicherte, dass er nicht misshandelt wurde. "Aber wir wissen, dass er es wurde", sagte Terry Hicks. "Und ich werde dieses Thema weiterverfolgen."

Verbüßung der Strafe in Australien

Die USA haben zugestimmt, dass Hicks innerhalb von 60 Tagen nach der Verkündung des Strafmaßes nach Australien zurückgebracht wird, wo er seine Haftstrafe verbüßen soll.

Ursprünglich drohte Hicks lebenslange Haft. Nach seinem Schuldeingeständnis hatten die Offiziere des Tribunals dann nach zweistündiger Beratung sieben Jahren Haft vorgeschlagen.

Bürgerrechtler halten die Militärtribunale für illegal, da sie den Beschuldigten nicht die gleichen Rechte gewähren wie ordentliche Gerichte.

Hicks entschuldigt sich

In einer von seinem Anwalt, Major Michael Mori, verlesenen Erklärung entschuldigte sich Hicks für seine Handlungen. Mori beschrieb Hicks als unreifen Abenteurer, der vergeblich versuchte, in die australische Armee zu kommen, dort aber wegen seiner mangelnden Bildung abgelehnt wurde.

"Er entschuldigt sich bei seiner Familie, er entschuldigt sich bei Australien und er entschuldigt sich bei den Vereinigten Staaten", sagte Mori, der für 20 Monate Haft plädiert hatte.

Hicks wurde im Dezember 2001 in Afghanistan gefangen genommen und Anfang 2002 nach Guantánamo gebracht. Ihm wird vorgeworfen, al-Qaida-Ausbildungslager in Afghanistan besucht und kurze Zeit an der Seite der Taliban gekämpft zu haben.

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