Erneut Tote bei Anschlägen:US-Außenministerin Rice bittet Iraker um Geduld

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Mit immer erschreckenderer Brutalität töten Aufständische gleichermaßen US-Soldaten und Iraker im Irak. Das Militär alleine sei machtlos, gab Rice bei einem überraschenden Besuch zu. Mehr als aufmunternden Worte kann sie der jüngsten Gewaltwelle nicht entgegensetzen.

Bei einem überraschenden Besuch im Irak hat US-Außenministerin Condoleezza Rice die irakische Bevölkerung zur Geduld ermahnt. Das Land habe bereits bemerkenswerte Fortschritte gemacht und könne die Gewalt überwinden, sagte die Ministerin in der nordirakischen Stadt Salahuddin.

Sie sprach sich für eine politische Lösung der Krise aus. Allein mit militärischen Mitteln könne der Aufstand nicht bezwungen werden. Wichtig sei, dass den Menschen eine politische Alternative geboten werde, sagte Rice bei ihrem ersten Irak-Besuch als Außenministerin.

Die Fortschritte im politischen Prozess seien beachtlich, benötigten aber auch Zeit. In Bagdad dankte sie in einer Rede in der US-Botschaft den amerikanischen Soldaten und dem Botschaftspersonal für ihren Einsatz. Außerdem standen Gespräche mit Ministerpräsident Ibrahim al Dschafaari und seinen Ministern auf dem Programm.

Leichen auf Hühnerfarm gefunden

Rices Besuch wurde bis zur letzten Minute geheim gehalten und von äußerst strengen Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Bei Anschlägen am Wochenende kamen im Irak erneut zahlreiche Menschen ums Leben.

In Bagdad wurden im schiitischen Stadtteil Sadr die Leichen von 13 Männern gefunden. Sie wurden mit verbundenen Augen am Samstag oder Sonntag erschossen.

Etwa 40 Kilometer südlich der Hauptstadt wurden auf einer Hühnerfarm die Leichen von elf weiteren Männern gefunden. Alle waren mit Kopfschüssen getötet worden. Daneben wurden zwei von Kugeln getroffene Lastwagen gefunden, die offenbar zweien der Getöteten gehörten.

Bei zwei Überfällen aus einem fahrenden Auto heraus wurden am Sonntag ein hoher Beamter des Industrieministeriums, dessen Fahrer sowie ein schiitischer Geistlicher getötet. Am Samstag fiel ein Beamter des Außenministeriums einem Mordanschlag zum Opfer.

Bei zwei Selbstmordattentaten in der Stadt Bakuba kamen mindestens vier Menschen ums Leben, 37 wurden verletzt. Der erste Anschlag richtete sich gegen einen Konvoi des Gouverneurs der Provinz Dijala, Raed Raschid Hamid al Mullah Dschawad, der nach Polizeiangaben unverletzt blieb. Kurz darauf explodierte in 500 Metern Entfernung eine weitere Bombe.

US-Truppen beenden Operation Matador

Geiselnehmer ließen unterdessen den Gouverneur der Provinz Anbar im Westen des Landes frei. Angehörige erklärten, Radscha Nawaf Farhan al Mahalawi halte sich derzeit in dem Ort Obeidi auf.

Mahalawi war am Dienstag verschleppt worden. Seine Entführer hatten erklärt, sie wollten ihn erst freilassen, wenn die US-Truppen sich aus der Stadt Kaim zurückziehen. Die US-Streitkräfte schlossen ihre Offensive gegen Aufständische im Grenzgebiet zu Syrien unterdessen ab.

Während des sieben Tage dauernden Einsatzes seien 125 Rebellen getötet und 39 gefangen genommen worden, teilte ein Militärsprecher am Samstagabend mit. Die eigenen Verluste wurden mit neun Toten und 40 Verletzten angegeben. Der Einsatz mit der Bezeichnung Operation Matador richtete sich vor allem gegen Anhänger der Terrorbewegung von Abu Mussab al Sarkawi.

Beteiligt waren mehr als 1.000 Marineinfanteristen. Die Soldaten stellten den Angaben zufolge zahlreiche Waffen und Material zur Vorbereitung von Bombenanschlägen sicher. Die Offensive hatte am 7. Mai in Kaim begonnen.

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