Erneut Geiselnahme:18 Nationalgardisten im Irak entführt

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Die Entführer drohen, die Soldaten zu töten, sollte die irakische Übergangsregierung nicht binnen 48 Stunden einen Vertrauten des radikalen Schiiten-Predigers al-Sadr freilassen.

Eine Extremistengruppe hat im Irak nach eigenen Angaben drei kurdische Politiker enthauptet. In einer Erklärung der Gruppe "Ansar el Sunna", die nach Angaben des arabischen Nachrichtensenders al-Dschasira im Internet veröffentlicht wurde, wurden die Kurden als "Agenten" und Unterstützer der Amerikaner bezeichnet.

Unterdessen hat eine weitere, bislang unbekannte Gruppe 18 Mitglieder der irakischen Nationalgarde entführt. Die Entführer drohen, die Soldaten zu töten, sollte die irakische Übergangsregierung nicht binnen 48 Stunden einen am Samstag festgenommenen Vertrauten des radikalen Schiiten-Predigers Muktada al-Sadr freilassen.

Erstmals irakische Soldaten als Geiseln genommen

Der Funktionär der Al-Sadr-Bewegung, Hasem al Arradschi, war am Samstag in Bagdad festgenommen worden. Eine Videobotschaft der Entführer, die sich "Mohammed Bin Abdullah Brigaden" nennen und bislang nicht in Erscheinung getreten waren, wurde am Sonntagabend von al-Dschasira ausgestrahlt. Nach Angaben des Senders ist es das erste Mal, dass irakische Soldaten als Geiseln genommen wurden.

Bei den von der Ansar-al-Sunna-Gruppe getöteten Kurden soll es sich um Mitglieder der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) handeln. Auf einem Videomitschnitt, der ebenfalls im Internet veröffentlicht wurde, wurden die Männer gezeigt, wie sie ihre Ausweispapiere vor der Kamera präsentieren mussten.

Nach Angabe der Extremistengruppe habe man die Leichen der Enthaupteten später nahe der nordirakischen Stadt Mosul abgelegt, um ein "Exempel zu statuieren". Die Gruppe "Ansar al Sunna" hat sich bereits zu mehreren Entführungen bekannt und auch immer wieder Geiseln getötet.

Jordanier befreit

Ein Jordanier, der im vergangenen Monat im Irak verschleppt wurde, ist am Sonntag nach einer Rettungsaktion der irakischen Armee freigekommen. Dies gab das jordanische Außenministerium nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Petra am Sonntagabend bekannt. Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.

Vorsichtig optimistisch äußerte sich auch der französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin zum Schicksal der beiden seit einem Monat im Irak entführten französischen Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunot. Jüngste Informationen, wonach eine Freilassung bevorstehe, erschienen seriöser als bisherige Angaben, sagte Raffarin am Sonntagabend dem französischen Fernsehsender TF1.

Wie am Abend in der irakischen Pilgerstadt Nadschaf bekannt wurde, haben Unbekannte am Sonntag einen Konvoi schiitischer Religionsstudenten und bekannter Persönlichkeiten angegriffen und dabei vier Menschen getötet.

Misslungener Anschlag

Die 37 Studenten seien zusammen mit 56 schiitischen Persönlichkeiten auf der Strecke zwischen Bagdad und Nadschaf unterwegs gewesen, als die Angreifer nahe der Stadt El Latifija das Feuer auf sie eröffneten, hieß es. El Latifija liegt südlich der irakischen Hauptstadt und gilt als Extremisten-Hochburg.

Bei der Vorbeifahrt eines Konvois mit US-Soldaten im Westen von Bagdad ist am Montagmorgen eine Bombe explodiert. Wie Augenzeugen berichteten, stieg nach der Explosion eine dichte Rauchsäule zum Himmel auf, verletzt wurde jedoch niemand. Auch Sachschaden entstand offenbar nicht.

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