Entschädigungsforderungen an Polen:"Der Kanzler entlastet sich auf dem Rücken seiner Landsleute"

Beim 60. Jahrestag des Warschauer Aufstandes hat der Kanzler deutsche Entschädigungsforderungen an Polen abgelehnt - und sich damit heftige Kritik des Bundes der Vertriebenen eingehandelt. Schröders Rede allein gebe den Polen noch keine Rechtssicherheit, sagt die Vorsitzende Steinbach.

"Wenn Schröder etwas hätte bewirken wollen, dann hätte er sagen müssen: Wir verzichten auf deutsches Privateigentum und regeln diese Fragen in einem deutschen Gesetz", sagte die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach. Dann müsse Deutschland die Entschädigungen selber zahlen.

"Dass der Kanzler sich entlasten will auf dem Rücken der eigenen Landsleute, deren Vertreter nach außen er ist, halte ich nicht für anständig", sagte die Präsidentin des Bundes. "Um unseren polnischen Nachbarn die Ängste zu nehmen, hätte er diesen Schritt ganz gehen müssen. Aber den hat er gescheut", rügte Steinbach.

Wer immer sein Eigentum einklagen wolle, der werde bis vor internationale Gerichtshöfe ziehen. Sie distanzierte sich zugleich ausdrücklich von der "Preußischen Treuhand", die Eigentum von Vertriebenen einklagen wolle.

"Nötig für eigene Identität"

Außerdem verteidigte Steinbach ihre Forderung nach einem Vertriebenenzentrum in Deutschland. "Das Zentrum gegen Vertreibung wird ein Ort der Wahrhaftigkeit sein, nicht der Geschichtsfälschung und nicht der Verdrehung von Tatsachen." Das Zentrum sei "für unsere eigene Identität nötig".

Positiv habe sich die Vertriebenen-Präsidentin zu Schröders historischen Bekenntnissen in Warschau geäußert. Der Kanzler habe "gute Worte gefunden" zur Würdigung des Warschauer Aufstandes von 1944, sagte Steinbach.

Den meisten Mitgliedern ihres Verbandes gehe es in der Diskussion um Entschädigungen für die Vertreibung Deutscher in Folge des Zweiten Weltkrieges "bei Gott nicht um Eigentum, denen geht es um das Mitgefühl und um ein versöhntes Miteinander unserer Völker".

© dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: