
Staatschef Mohammed Mursi ist gestürzt, eine Übergangsregierung eingesetzt: Den ganzen Tag über haben Zehntausende auf die erlösende Nachricht gewartet, die am Abend von Verteidigungsminister Abdel Fattah al-Sisi verkündet wurde. Der Jubel auf dem Tahrir-Platz in Kairo kennt keine Grenzen.

Die Armee hat den ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi nach nur einem Jahr aus dem Amt gejagt. Damit hat die Protestbewegung ihr Ziel erreicht.

"Die Bevölkerung und die Armee stehen zusammen!" Dieser Ruf ist in dieser Nacht überall in Kairo zu hören.

Die Menschen zünden Feuerwerkskörper, die Stimmung auf dem symbolträchtigen Tahrir-Platz, dem Schauplatz der Revolution von 2011, ist ausgelassen.

"Mursi ist nicht mein Präsident", rufen die Demonstranten. Hupende Autokorsos kreuzten durch die Hauptstadt Ägyptens.

Über Kairo kreisten Hubschrauber. Mursi-Gegner grüßen lautstark, sobald einer den Tahrir überfliegt. Bis zum späten Abend blieb alles friedlich.

Noch vor nicht allzu langer Zeit hatten die Massen Mohammed Mursi auf dem Tahrir-Platz zugejubelt (hier ein Bild vom 29. Juni 2012). Seit Sonntag war Mursi ein Jahr im Amt. Die Muslimbruderschaft war sowohl aus der Parlaments- als auch der Präsidentenwahl als stärkste Kraft hervorgegangen. Jetzt werfen ihm die Ägypter vor, die Revolution verraten zu haben. Doch Mursi will sich offenbar mit der Entmachtung nicht abfinden. Er ruft zum friedlichen Widerstand auf.