Energie-Konferenz:"Höchste Zeit für eine Energiewende"

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Die Entwicklung von Märkten für erneuerbare Energien aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse stehen am Mittwoch im Mittelpunkt der Weltkonferenz in Bonn.

Die Entwicklung von Märkten für erneuerbare Energien aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse stehen am Mittwoch im Mittelpunkt der Weltkonferenz in Bonn.

Industrieländer müssten ihre erneuerbaren Energien ausbauen, damit die Preise für diese Technologien sinken, sagte Carlos Magarinos von der UN-Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO) zum Auftakt der Plenarsitzung.

Die Konferenz mit mehr als 3000 Teilnehmern aus über 150 Ländern hatte am Dienstag begonnen. Sie soll die Wende weg von Öl, Kohle und Gas und hin zu erneuerbaren Energien fördern.

Für das Aktionsprogramm, das am Freitag verabschiedet werden soll, seien von zahlreichen Ländern schon insgesamt mehr als 100 Beiträge eingereicht worden, sagte Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne).

Magarinos sagte, bis zu zwei Milliarden Menschen weltweit hätten keinen Zugang zu modernen Energieformen. Um künftig Gefahren für die Umwelt zu vermeiden, sei es wichtig, die wirtschaftliche Entwicklung vom wachsenden Verbrauch fossiler Energie wie Öl und Kohle abzukoppeln.

In China sei geplant, ländliche Gebiete dezentral mit erneuerbaren Energien zu versorgen, sagte der Experte Ma Shenghong.

Gestern hatten Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) und Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD)die Staatenkonferenz "Renewables 2004" eröffnet.

Beites Aktionsprogramm

Die Regierungen wollen sich in Bonn auf eine "Vision" verständigen: Bis zum Jahr 2015 soll eine Milliarde Menschen mit Energie aus erneuerbaren Quellen versorgt werden.

Ein breites Aktionsprogramm soll außerdem das Gerüst für eine künftig umweltverträgliche Energiestruktur mit einer Abkehr von Öl, Kohle und Gas schaffen. "Wir müssen Nägel mit Köpfen machen", sagte Trittin.

Laut Wieczorek-Zeul zeigen auch die gestiegenen Ölpreise, dass es "höchste Zeit für eine Energiewende" sei. "Diese Konferenz ist die bisher größte und weltweit einzigartige Demonstration des Willens zum Wandel - die Weltgemeinschaft ist dabei, in das Zeitalter der erneuerbaren Energien aufzubrechen", sagte die Ministerin.

Auf Einladung der Bundesregierung diskutieren mehr als 3000 Teilnehmer, darunter Regierungsdelegierte aus über 150 Ländern, die Nutzung und Förderung regenerativer Energien wie Sonne, Wind, Biomasse und Wasser.

Bundeskanzler Gerhard Schröder wird am Donnerstag zum Ministerteil der Konferenz in Bonn erwartet. Er werde ein verstärktes deutsches Engagement bei der Förderung erneuerbarer Energien ankündigen, hieß es in Bonn.

Der Direktor des UN-Umweltprogramms (UNEP), Klaus Töpfer, forderte einen entschiedenen Willen zum Umsteuern in der Energiepolitik. Dazu gehöre auch, dass die Subventionen für die konventionellen Technologien verringert und alle Umwelt-, Sicherheits- und gesellschaftliche Kosten in den Energiepreis einbezogen würden. Auch höhere Investitionen in umweltgerechte Energie seien notwendig. "Es ist Zeit, an die Arbeit zu gehen."

Unerschöpflich und fast überall verfügbar

Der große Vorteil der erneuerbaren Energien liege darin, dass sie unerschöpflich und fast überall auf der Welt verfügbar seien, erläuterten Trittin und Wieczorek-Zeul. Sie könnten auch die gegenwärtig hohe Abhängigkeit vom Öl mindern. Eine Energiewende weg vom Öl könne aber nur gelingen, wenn sie global sei, betonte Wieczorek-Zeul. Dafür werde die Bonner Konferenz ein "klares Signal" geben.

Erneuerbare Energien seien nicht mehr ein Nischensektor, sondern eine attraktive Zukunftstechnologie, sagte Trittin. Sie seien auch der Schlüssel für die Bekämpfung von Armut und zum Klimaschutz.

"Der Klimawandel ist bereits Realität und keine Fiktion für Übermorgen", sagte Trittin in Anspielung auf den gerade angelaufenen Katastrophenfilm "The Day After Tomorrow".

Die Ölpreiskrise zeigt nach Ansicht des unabhängigen Forschungsinstituts Worldwatch die Dringlichkeit der Wende hin zu erneuerbaren Energien. "Die Preissteigerungen sind ein ökonomisches Problem, das auch die reicheren Länder betrifft", sagte Worldwatch- Präsident Christopher Flavin. Er kritisierte die Weltbank, die erneuerbare Energien noch nicht nennenswert fördere.

Zur Förderung der Energiewende forderten regierungsunabhängige Organisationen (NGO) massive Hilfe für arme Länder. "Wir müssen mit dem Thema Ernst machen, indem wir den politischen Willen zeigen und indem wir das Geld zeigen", sagte der brasilianische Greenpeace- Vertreter Marcelo Furtado.

Bei der Energiewende gehe es auch um Entwicklung und arme Regionen, in denen Menschen nicht einmal Zugang zu Elektrizität haben. "Wir reden über das Überleben."

Umweltschützer demonstrierten am Rande der Konferenz für die Verbannung von "Energie-Dinosauriern". Für Energie aus Öl, Kohle und Gas werde zwar noch Geld hinausausgeworfen, die Technologien seien aber hoffnungslos veraltet.

"Über die veralteten Dinosaurier der fossilen Energieversorgung werden sich künftige Generationen im Museum wundern", sagte Angelika Zahrnt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

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