Elfenbeinküste:Bis zu 31 Tote bei Unruhen

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Bei blutigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sind in dem westafrikanischen Konfliktland Elfenbeinküste nach widersprüchlichen Berichten bis zu 31 Menschen getötet worden.

In der Wirtschaftsmetropole Abidjan seien bei den Auseinandersetzungen allein in einem Stadtviertel zehn Zivilisten und drei Polizisten getötet worden, sagte ein Mitglied der Oppositionspartei Republikanische Sammlungsbewegung (RDR). Die RDR und eine Formation ehemaliger Rebellen traten aus Protest gegen Präsident Laurent Gbagbo aus der Regierung der nationalen Einheit aus. Die Lage in der westafrikanischen Republik ist nach einem Rebellenaufstand im September 2002 trotz eines Waffenstillstandsabkommens immer noch angespannt.

Gegner des Präsidenten nahmen trotz eines Demonstrationsverbots an einem Protestmarsch gegen Gbagbo teil und gerieten mit Regierungssoldaten aneinander, sagte RDR-Mitglied Bacongo Cissé der Nachrichtenagentur AFP. Organisatoren des Demonstrationszuges sagten, im Stadtviertel Abodo hätten Oppositionelle Polizisten ihre Waffen entrissen und sie auf sie gerichtet. Nach Angaben Cissés starb auch in der Hauptstadt Yamoussoukro ein Mensch bei Demonstrationen. Ein Führungsmitglied der Demokratischen Partei (PDCI) sprach von insgesamt "mindestens 26 Toten". Dem Generalstab von Elfenbeinküste zufolge starben sechs Menschen, unter ihnen zwei Polizisten.

Präsident Gbagbo Demonstrationsverbot

Präsident Gbagbo hat jegliche Demonstration bis zum 30. April verboten; bis zum 15. April ist die Armee beauftragt, dieses Verbot auch durchzusetzen. Die PDCI von Ex-Präsident Henri Konan Bedié und die RDR von Gbagbos Gegenspieler Alassane Outtara hatten am Mittwochabend dennoch zu einem "friedlichen Marsch" in Abidjan aufgerufen. Sie werfen Gbagbo vor, die Umsetzung des Friedensabkommens vom Januar vergangenen Jahres zu blockieren.

Gbagbos Sicherheitskräfte richteten am Donnerstag rund um den Präsidentenpalast in Abidjan eine Sperrzone ein. Wer innerhalb dieser Zone demonstriere, werde "als feindlicher Kämpfer betrachtet und ohne Vorwarnung als solcher behandelt", warnten die zuständigen Befehlshaber. RDR und PDCI hielten ihren Demonstrationsaufruf aufrecht, mahnten ihre Anhänger aber zum "taktischen Rückzug", wenn sie mit der Armee aneinandergerieten.

Nach den Zusammenstößen setzte die RDR die Zusammenarbeit ihrer Minister mit der Regierung aus, wie Cissé ankündigte. Auch die Minister der Ex-Rebellen (Neue Streitkräfte, FN) traten aus der Regierung aus, wie ein Sprecher des FN-Vorsitzenden und Kommunikationsministers Guilaume Soro mitteilte. Die PDCI ihrerseits hatte bereits Anfang des Monats angekündigt, nicht mehr mit Gbagbos Regierung zusammenzuarbeiten. Die drei Parteien - Ex-Rebellen, PDCI und RDR - stellten 23 von 41 Ministern in der Regierung der nationalen Einheit, die vor einem Jahr angetreten war.

Die frühere Kolonialmacht Frankreich, die mehrere tausend Soldaten in Elfenbeinküste stationiert hat, rief alle Parteien zur Zurückhaltung auf. Das Friedensabkommen vom Januar 2003 war auf Druck Frankreichs zustandegekommen. Vertreter der Rebellen traten daraufhin in die Regierung von Gbagbo ein. Dennoch ist das Land faktisch in einen von den Aufständischen kontrollierten Norden und den von Gbagbo beherrschten Süden gespalten.

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