Wer die Welt rettet, richtet Schaden an. Das zeigt sich beim Bau von Windrädern, die niemand vor der Haustür haben will. Es zeigt sich bei neuen Stromtrassen, die für die Energiewende dringend nötig sind, aber oft schützenswerte Natur zerstören. Und es zeigt sich beim Elbausbau, dem jetzt Niedersachsen als letztes Bundesland zugestimmt hat: Vom Hamburger Hafen bis zur Nordsee soll der Fluss für Schiffe mit einem Tiefgang von 14,50 Metern verbreitert und vertieft werden. Zugunsten des klimafreundlichen Schiffsverkehrs. Und zu Lasten der Landschaft rund um die Elbe.
Der Umweltschutz steckt in einem Dilemma, seit der Klimawandel das drängendste Problem ist. Früher waren die Fronten klar: Profit gegen Naturschutz, Baukräne gegen Amphibien. So einfach ist es nicht mehr. Umweltschützer müssen abwägen und Kompromisse eingehen. Aber auch diejenigen, die jetzt den Elbausbau forcieren, sollten auf ihre Glaubwürdigkeit achten. Der Verweis auf den Klimaschutz genügt nicht, um beliebig durch die Landschaft zu baggern.
Es stimmt, dass der Gütertransport per Schiff ähnlich energieeffizient ist wie mit dem Zug, und weit sparsamer als per Lkw. Aber die Schiffe werden immer größer, die neuesten laden bis zu 18 000 Container - zu viel für die Elbe, selbst nach dem Ausbau. Solchen Riesen ist nur der Jade-Weser-Port gewachsen, der im Sommer den Betrieb aufnimmt. Wenn sich die Häfen sinn- und planlos Konkurrenz machen, sodass auf den siebten Elbausbau der achte folgt, wenn die Weser vertieft wird, damit auch die dortigen Häfen am wachsenden Güterverkehr mitverdienen, wenn am Ende tote Flussruinen übrig bleiben - dann wäre ein zu hoher Preis bezahlt.