El Dschasira sendet Tonband:"Setzt den Boden unter ihren Füßen in Brand"

Lesezeit: 2 min

Der Stellvertreter von Extremistenführer Osama bin Laden, Aiman el Sawahiri, hat einem Bericht des arabischen Fernsehsenders El Dschasira zufolge Muslime zu Anschlägen gegen westliche Ziele aufgerufen. Westliche Geheimdienste halten die al-Qaida für wieder operationsfähig, in den USA wurde die Terrorwarnstufe erhöht.

Aus dem "Land des Islam", also der arabischen Halbinsel, müsste alle westlichen Ausländer vertrieben werden, sagte eine Stimme auf einem am Mittwoch von El Dschasira ausgestrahlten Tonband, das von Sawahiri stammen soll.

Die Anschläge vom 11. September 2001 müssten "nachgeahmt" und die westlichen Truppen angegriffen werden, sagte der Bin-Laden-Stellvertreter demnach weiter. "Oh Muslime, sammelt eure Entschlossenheit und schlagt zu gegen die Botschaften von Amerika, England, Australien und Norwegen, ihre Interessen, ihre Unternehmen und deren Angestellte", sagte die Tonband-Stimme weiter. "Setzt den Boden unter ihren Füßen in Brand. (...) Werft diese Tiere aus euren Heimatländern hinaus."

Am Mittwoch war zudem bekannt geworden, dass drei angebliche Mitglieder der Terrororganisation al-Qaida sollen geplant haben sollen, ein Flugzeug zu kapern und es in ein Gebäude in Djidda am Roten Meer stürzen zu lassen.

Dies meldet der US-Nachrichtensender CNN unter Berufung auf saudische Geheimdienstquellen. Einer der drei Männer sei am Flughafen von Djidda erkannt worden, weil auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher in Saudi-Arabien stand, berichtet CNN weiter. Die drei seien festgenommen worden, bevor sie das Flugzeug besteigen konnten, das in den Sudan fliegen sollte.

In den US wird unterdessen die Gefahr eines Terrorangriffs derzeit wieder als "hoch" (Orange) eingestuft. Für die Bundesstaaten und großen Städte bedeutet dies verstärkte Schutzmaßnahmen an Flughäfen, Bahnhöfen, öffentlichen Gebäuden, Brücken und bei großen Versammlungen.

Die al-Qaida habe wieder einen Status erreicht, in dem sie operieren könne, hieß es aus Geheimdienstkreisen.

Erst vor fünf Wochen, nach Ende der größeren Gefechte in Irak, war die Sicherheitsstufe auf "gelb" gesenkt worden. Die USA waren damals davon ausgegangen, dass nach dem Sturz der irakischen Regierung das Risiko von Terroranschlägen zurückgegangen sei.

Das Ministerium begründete die Entscheidung mit den jüngsten Anschlägen in Saudi-Arabien und Marokko sowie Geheimdiensthinweisen über eine rege Kommunikation zwischen mutmaßlichen Terroristen.

Aber es gebe auch andere US-feindliche Terrorgruppen, die Anschläge verüben könnten. Möglich seien unter anderem Selbstmordanschläge, aber auch Anschläge mit Chemiewaffen oder so genannten schmutzigen Atombomben könnten nicht ausgeschlossen werden.

CNN zitierte einen nicht namentlich genannten Regierungsbeamten mit den Worten, die Geheimdiensterkenntnisse seien "ziemlich gespenstisch". Es seien Gespräche abgehört worden, die auf Anschläge in den USA hindeuteten. Es sei aber unklar, ob diese "echt" seien.

Das amerikanische Bundeskriminalamt FBI hatte zuvor bereits in einem internen Schreiben an alle Dienststellen im Land vor möglichen neuen Terroranschlägen in den USA gewarnt.

Die Anschläge vom 12. Mai in Saudi-Arabien zeigten, dass die Terrororganisation al-Qaida noch aktiv und gefährlich sei, hieß es in der Mitteilung der FBI-Zentrale. Es bestehe die Gefahr, dass al-Qaida neue Anschläge auf US-Einrichtungen im Ausland oder auch in den USA planten.

US-Botschaft in Riad geschlossen

Die US-Botschaft in Riad teilte über das Außenministerium in Washington mit, neue Attentate stünden unmittelbar bevor. Botschaft und Konsulate in Saudi-Arabien blieben deshalb ab Mittwoch für mindestens eine Woche geschlossen. Auch das britische Außenministerium in London begründete die Schließung der Botschaft und zweier Konsulate mit einer "unmittelbaren" Terrorbedrohung.

Grundlage für die Warnungen seien "glaubwürdige Informationen" über weitere geplante Anschläge, hieß es in Washington und London gleichlautend.

Auch die Konsularabteilung in Riad und die Außenstelle der deutschen Botschaft in Dschiddah würden aus Sicherheitsgründen geschlossen, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Zudem verwies er auf den aktuellen Reisehinweis des Außenministeriums, wonach sich das Risiko gewaltsamer antiwestlicher Proteste mit Beendigung des Irak-Krieges weltweit zwar verringere, die Gefahr terroristischer Anschläge jedoch fortbestehe.

Diese Einschätzung betreffe den Nahen und Mittleren Osten, Süd-, Ost- und Südostasien sowie das Horn von Afrika. Anschläge könnten aber auch in den europäischen Staaten, in der Türkei, in Australien, den USA oder Kanada nicht ausgeschlossen werden.

(sueddeutsche.de/dpa/AFP)

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: