Einwanderungspolitik:CDU-Minister wirft eigener Partei Versäumnisse vor

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Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) hat seiner eigenen Partei eine Mitschuld an den Integrationsschwierigkeiten von Migrantenkindern an den Schulen gegeben.

"Die Union hat zu spät erkannt, dass wir ein Einwanderungsland sind und eine Einwanderungspolitik brauchen", sagte Laschet der Berliner Zeitung.

SPD und Grüne wiederum hätten zu spät erkannt, dass die Einwanderung nicht über das Asylrecht kommen dürfe, fügte Laschet hinzu.

Wörtlich sagte der CDU-Politiker: "Wir haben viel Zeit verloren mit der Asyldebatte, und wir haben noch mehr Zeit verloren, weil wir gedacht haben, dass spätestens in der dritten Generation die Integration automatisch da ist."

Eine Abschiebung der besonders schwierigen Jugendlichen lehnte Laschet ab. "Kriminelle kann man abschieben, aber hier handelt es sich um sozial desorientierte Jugendliche", sagte der CDU-Politiker. Auch von dem Vorschlag, Problemen wie an der Berliner Rütli-Schule durch eine Auflösung der Hauptschulen zu begegnen, wies er zurück.

Eine gut ausgestattete Hauptschule mit guten Lehrern könne Kindern ohne besondere akademische Begabung eine viel praxisnähere Ausbildung vermitteln als in einer Einheits-Schule.

Türkische Gemeinde will Bildungsoffensive

Mit Blick auf die Konflikte in Berliner Hauptschulen kündigte die Türkische Gemeinde in Deutschland in der Berliner Zeitung eine Bildungsoffensive an. Türkische Eltern müssten stärker mobilisiert werden, sagte Gemeindechef Kenan Kolat dem Blatt. Als positives Beispiel nannte er den Berliner Stadtteil Moabit, wo in der Hedwig-Dohm-Schule türkische Pädagogen den Eltern zur Seite stehen.

Ein Ende April geplanter Bildungskongress stoße bei deutschen Politikern jedoch bislang auf wenig Resonanz, beklagte Kolat.

Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) und die Migrationsbeauftragte Maria Böhmer hätten aus Zeitgründen abgesagt, von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) stehe eine Antwort noch aus. "Wir brauchen Ansprechpartner, die wir nicht finden", sagte Kolat.

Die Berliner Rütli-Hauptschule hatte vergangene Woche in einem Brief an den Senat appelliert, ihr Gewaltproblem zu lösen. Die Lehrer der Rütli-Schule im Problemviertel Neukölln würden mit Gegenständen beworfen oder gar nicht erst wahrgenommen. Die Stimmung an der Schule sei geprägt von Zerstörung, Gewalt und menschenverachtendem Verhalten auch Lehrern gegenüber. "Wir sind ratlos", schrieben die Pädagogen.

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