Eierskandal:Hilfreich, aber keine Lösung

Die Reformvorschläge reichen nicht aus.

Von Jan Heidtmann

Lebensmittelskandale haben ihre ganz eigene Dramaturgie: Nach einer erheblichen Aufregung werden sie alsbald vom nächsten Thema überlagert, eine echte Untersuchung findet wenn, dann kaum öffentlich statt. Im Fall des Eierskandals bemüht sich die EU-Kommission, es anders zu machen.

Im Sommer war bekannt geworden, dass Abermillionen Eier mit dem Läusegift Fipronil verseucht waren, mindestens 45 Länder waren betroffen. Nun hat der zuständige EU-Kommissar eine Reihe von Veränderungen präsentiert, die sinnvoll erscheinen. Dazu gehört vor allem, dass die parallel existierenden europäischen Warnsysteme enger miteinander verzahnt werden sollen. Doch trotz des offenbar ernsthaften Bemühens bleiben die Vorschläge unbefriedigend.

Das liegt einerseits daran, dass kein Warnsystem dicht genug ist. Denn die Agrar- und Lebensmittelindustrie ist inzwischen weltweit so eng vernetzt, dass schon ein kleiner Aussetzer maximale Wirkung haben kann. Andererseits ist es dann nicht wie in der Autoindustrie, wo mit einer Rückrufaktion der Fehler oft ohne großen Schaden behoben wird. Viele der Millionen verseuchten Eier waren längst gegessen, als der Skandal publik wurde. Helfen würde schon mal, wenn die Lebensmittelhersteller die gesamte Lieferkette ihrer Produkte kennen müssten. Noch besser aber ist, man kauft sein Essen gleich beim Bauern nebenan.

© SZ vom 27.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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