Editorial:Die Wucht der Welle

Hunderttausende posten in sozialen Netzwerken zu #MeToo - und die Welt ist geschockt. Ein digitales Dossier über Täter und Betroffene, und über eine höchst notwendige Debatte.

Liebe Leser,

vier Jahre nach dem #aufschrei in den sozialen Netzwerken findet in Deutschland eine neue Sexismus-Debatte statt - und in der ganzen Welt. Ausgelöst wurde sie in Hollywood, von mutigen Schauspielerinnen, die einen der mächtigsten Film-Männer dieser Zeit beschuldigen, sie sexuell belästigt zu haben: US-Kinoproduzent Harvey Weinstein, gegen den mittlerweile Justizbehörden ermitteln. Die renommierte Oscar-Akademie schloss Weinstein wegen der Vorwürfe aus, doch die Empörungswelle geht inzwischen weit über seinen Fall und über die Filmbranche hinaus.

Bei Facebook, Twitter und Instagram melden sich Hunderttausende Frauen und auch Männer zu Wort, schildern Situationen, in denen sie sexuelle Übergriffe erlebt oder beobachtet haben, oder sie solidarisieren sich schlicht mit Betroffenen. Als Erkennungszeichen nutzen sie den Hashtag #MeToo, "ich auch". Dass so viele öffentlich über Missbrauch sprechen, über Vergewaltigungen und Geschlechterungleichheit, hat #MeToo eine ungeheure Wucht verliehen.

In diesem digitalen Dossier geht die Süddeutsche Zeitung dem Phänomen nach, angefangen beim Fall Weinstein, den prominenten und weniger prominenten Opfern, und den Reaktionen in Hollywood. Sie lässt Betroffene zu Wort kommen, die klarmachen: Machtmissbrauch gibt es auch in der deutschen Kulturbranche, und selbst in der internationalen Politik. Sie analysiert die Gründe dafür, dass so viele Frauen sexuelle Belästigungen erleben müssen. Und fragt danach, was geschehen muss, damit das anders wird. Eins dürfte klar sein: Die Debatte ist nicht vorbei.

#metoo

Britta Schönhütl

© SZ vom 25.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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