Drei Jahre Irak-Krieg:"Der Fortschritt erhält nicht genug Aufmerksamkeit"

Lesezeit: 2 min

Es wird die dritte Rede in drei Tagen sein, mit der George W. Bush am Abend auf die Fortschritte hinweisen will, die im Irak gemacht wurden. Der frühere irakische Ministerpräsident Allawi beklagte unterdessen "ethnische Säuberungen" in seinem Land.

Mit seiner dritten Irak-Rede in drei Tagen will US-Präsident George W. Bush am Abend auf die in den vergangenen Jahren erzielten Fortschritte hinweisen.

Bei einem Auftritt im City Club von Cleveland im US-Staat Ohio werde Bush versuchen, "die Dinge in einen breiteren Kontext einzuordnen", sagte sein Sprecher Scott McClellan.

"Oft erhält der Fortschritt, der gemacht wird, nicht so viel Aufmerksamkeit wie die dramatischen und schrecklichen Bilder, die die Menschen auf ihren Fernsehbildschirmen sehen."

Als Beispiel für positive Entwicklungen wollte Bush seinem Sprecher zufolge die US-Militäraktion in der irakischen Stadt Tal Afar im September nennen.

Die irakischen Rebellen wurden damals nach Darstellung der US-Streitkräfte erfolgreich vertrieben. Weiter wollte er darauf hinweisen, dass die Wahlbeteiligung der sunnitischen Minderheit im Irak bei der letzten Parlamentswahl im Dezember gegenüber der Wahl der Nationalversammlung im Januar 2005 deutlich gestiegen sei.

Am dritten Jahrestag des US-Angriffs auf den Irak, der nach amerikanischer Zeit noch auf den 19. März fiel, hatte sich Bush nur kurz zur Lage in dem Golfstaat geäußert.

In seiner Stellungnahme vor dem Weißen Haus vermied der US-Präsident den Begriff "Krieg" und sprach stattdessen vom "dritten Jahrestag vom Anfang der Befreiung des Iraks".

Bush forderte die irakischen Politiker auf, die Regierungsbildung voranzubringen. "Ich ermutige die irakischen Verantwortlichen weiter hart daran zu arbeiten, eine Regierung auf die Beine zu stellen", sagte Bush nach seiner Rückkehr vom Präsidentensitz Camp David ins Weiße Haus in Washington.

Die neue Regierung müsse "den Willen des Volkes widerspiegeln". Er finde den demokratischen Prozess nach den Wahlen im Irak Mitte Dezember "ermutigend".

Bush verteidigte den Krieg erneut. Seine Regierung habe eine Strategie "zum Sieg im Irak". Der Sieg werde den Irak sicherer machen und Frieden für die kommenden Generationen bringen.

"50 bis 60 Tote täglich"

Der frühere irakische Ministerpräsident Ijad Allawi hat unterdessen "ethnische Säuberungen" im Irak beklagt.

"Es gibt keine Institutionen zum Schutz der Bevölkerung, in einigen Bereichen des Landes gibt es eindeutig ethnische Säuberungen", sagte Allawi am Sonntag dem US-Sender NBC News. "Wir sollten das nicht leugnen, sondern mutig genug sein, darüber zu sprechen."

Am Vortag hatte er dem britischen TV-Sender BBC gesagt, der Irak befinde sich im "Bürgerkrieg", da es dort pro Tag "durchschnittlich 50 bis 60" Tote durch politisch motivierte Gewalt gebe. Der irakische Präsident Dschalal Talabani und US-Kommandeur George Casey wiesen den Begriff "Bürgerkrieg" als unzutreffend zurück.

US-Vizepräsident Dick Cheney wies Allawis Einschätzung in einem Interview des Fernsehsenders CBS zurück und sprach von einer "Taktik von Terroristen", die eine demokratische Entwicklung im Irak behindern wollten. Die Medienberichte über Anschläge und Angriffe rückten die politischen Fortschritte in den Hintergrund, kritisierte Cheney.

Die Situation im Irak hat sich nach dem Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in Samarra am 22. Februar drastisch verschärft; die Zahl der Toten bei Anschlägen nahm erheblich zu. Der anhaltenden Gewalt fielen am Wochenende erneut mindestens zehn Zivilpersonen und sechs irakische Polizisten zum Opfer.

Allein acht Zivilpersonen wurden nach Polizeiangaben bei einem Gefecht zwischen US-Soldaten und Bewaffneten in Duluija nördlich von Bagdad getötet.

© AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: