Djerba-Anschlag:20 Jahre Haft für Komplizen des Attentäters

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Mehr als vier Jahre nachdem sich ein Tunesier mit einem Tanklastwagen vor einer Synagoge in die Luft sprengte, wurde der Onkel des Täters verurteilt.

Belgacem Nawar sei beim Anschlag auf die Ghriba-Synagoge der Komplize seines Neffen gewesen, wie aus dem am Mittwochabend veröffentlichten Urteil eines Gerichtes in Tunis hervorgeht. Nawar war im Zusammenhang mit dem Anschlag von Djerba der einzige Angeklagte.

Sein Neffe hatte sich am 11. April 2002 an der Synagoge in einem Tanklastwagen in die Luft gesprengt und 21 Menschen mit in den Tod gerissen. 14 Opfer waren deutsche Touristen. Bei den anderen Opfern handelte es sich um fünf Tunesier und zwei Franzosen.

Die Anklage hatte Belgacem Nawar vorgeworfen, seinem Neffen dabei geholfen zu haben, einen Tank mit Gas gefüllt und auf einem Lastwagen befestigt zu haben. Der Attentäter war mit dem Fahrzeug mit voller Wucht gegen die Synagoge gefahren. Der Beschuldigte hatte noch kurz vor der Urteilsverkündung seine Unschuld beteuert.

Boykott der Verteidigung

Er habe seinem Neffen Nisar Nawar lediglich beim Kauf eines Fahrzeugs geholfen. Dass er dem späteren Attentäter auch dabei behilflich war, den Tanklastwagen mit Gas zu befüllen, bestritt der Angeklagte. Der Angeklagte wurde auch wegen Mitgliedschaft im Terror-Netzwerk al-Qaida verurteilt. Die Terrorgruppe von Osama bin Laden bekannte sich zu dem Selbstmordattentat.

Das Gericht lehnte den Antrag der Anwälte auf eine Verschiebung des Prozesses ab. Er sei seit dem Auftakt am 26. April bereits drei Mal verschoben worden, hieß es in der Begründung. Der Angeklagte war bereits am Tag nach den Anschlägen festgenommen worden und saß seitdem in Tunis in Untersuchungshaft. Die Verteidigung war dem Prozess zur Urteilsverkündung ferngeblieben.

Sie protestierte damit dagegen, keinen Einblick in Ermittlungsergebnisse der deutschen Justiz erhalten zu haben. Die deutsche und französische Justiz arbeiteten bei den Ermittlungen mit den tunesischen Behörden zusammen. Die Anwälte des Angeklagten nannten das Urteil hart. Das Schlimmste sei jedoch verhindert worden. Die Verteidigung kündigte Berufung an.

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