Die Studentin:Nicht mal ein Deutscher versteht das

Elena Flügel, 26, studiert in Ulm Psychologie. Sie hat 2015 den Verein "menschlichkeit-ulm" mitgegründet, er leistet Integrationsarbeit für Flüchtlinge. (Foto: privat)

Elena Flügel macht größtenteils gute Erfahrungen mit Mitarbeitern in Behörden. Aber die Studentin erlebt auch Absurditäten.

"Es ist alles in Deutschland sehr kompliziert, man muss auf Ämtern tausend Formulare ausfüllen, das fängt im Jobcenter an. Diese Papiere versteht oft nicht mal ein Deutscher, geschweige denn jemand mit schlechten Sprachkenntnissen. Viele Mitarbeiter in den Behörden haben große Geduld und bemühen sich wirklich, den Flüchtlingen zu helfen. Da ist mein Eindruck sehr positiv.

Die meisten Flüchtlinge sind sehr dankbar gegenüber uns Helfern. Manchmal kommt es aber vor, dass ihre Erwartungen an die Ehrenamtlichen zu hoch sind. Da darf man sich nicht zu sehr reinziehen lassen. Manche Helfer gehen schon fast eine Art Vormundschaft ein, nehmen den Leuten zu viel ab, überschreiten auch ihre eigene Kompetenz. Da muss man aufpassen und auch mal klar sagen: Das machst du jetzt selber.

Aus der politischen Diskussion will sich unser Verein bewusst raushalten, aber einen Kritikpunkt hätte ich schon. Es gibt die 3+2-Regel, nach der auch abgelehnte Asylbewerber für die Zeit ihrer Ausbildung und die zwei darauffolgenden Jahre einen Schutz vor Abschiebung erhalten. Das ist super. Die Regel gilt auch für die Ausbildung zum Krankenpfleger, aber nicht für die zum Krankenpflegehelfer, weil die nur ein Jahr dauert. Das ist doch absurd! Gerade der Job als Pflegehelfer ist als Einstieg in den Beruf ideal für Flüchtlinge. Und wir suchen ja Pflegekräfte. Diese Regel müsste man dringend ändern."

© SZ vom 31.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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