Die Linke in Hessen:Umstrittener Spitzenkandidat zieht sich zurück

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Das frühere DKP-Mitglied Pit Metz gibt nach massiver innerparteilicher Kritik an seiner Person auf.

Die Linkspartei muss sich für die hessischen Landtagswahlen im Januar nächsten Jahres einen neuen Spitzenkandidaten suchen. Der ehemalige DKP-Politiker Pit Metz, der erst vor eineinhalb Wochen auf Platz eins der Landesliste gewählt worden war, verzichtete nach massiver parteiinterner Kritik auf seinen Spitzenplatz. Dies teilte der Wahlkampfleiter der Linken, Bodo Ramelow, nach Gesprächen, die auch Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch mit Metz geführt hatte, am Mittwoch in Berlin mit.

Ramelow sagte der Süddeutschen Zeitung, Metz wolle damit die Ausgangsposition der hessischen Linken bei der Landtagswahl verbessern und verhindern, "dass die Linke von außen zerlegt wird". Metz' Wahl hatte in der Partei die Befürchtung ausgelöst, seine Äußerungen und die DKP-Vergangenheit könnten gemäßigt linke Wähler verschrecken. Metz bezeichnet sich noch heute als Kommunist.

Metz sagte, sein wichtigstes Ziel sei, dass die Partei im Januar in den hessischen Landtag einziehe. "Voraussetzung dafür ist, dass die eigene Partei hoch motiviert und gemeinsam handelt. Das erwarten viele Menschen in und außerhalb Hessens von uns." In den letzten Tagen habe er den Eindruck gewonnen, dass wegen seiner politischen Vergangenheit die Handlungsfähigkeit der Partei "eher gefährdet als gestärkt wird".

Auf dem Landesparteitag der Linken hatte sich Metz in einer Kampfabstimmung überraschend gegen den früheren DGB-Landeschef Dieter Hooge durchgesetzt, der von der Parteiführung favorisiert worden war. Hooge war 40 Jahre lang SPD-Mitglied und hätte, so das Kalkül, der SPD Wähler abspenstig machen können. Hooge trat zudem für eine Regierungsbeteiligung der Linken ein. Metz dagegen sprach sich kompromisslos gegen einen Eintritt in die Landesregierung aus.

Kritik an "Altkadergeschwätz"

Scharf kritisiert wurde Metz auch, weil er den Schießbefehl an der einstigen innerdeutschen Grenze mit dem Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan verglichen hatte. Als nahezu ausgeschlossen gilt, dass Hooge nach seiner schweren Niederlage für die Spitzenkandidatur noch zur Verfügung steht. Die hessische Linke will am Wochenende die Landesliste vervollständigen. Die Aufstellung war vor eineinhalb Wochen nach den ersten sieben Plätzen aus Zeitgründen unterbrochen worden.

Bevor Metz seinen Verzicht erklärte, hatte der Verband Odenwaldkreis in einem Offenen Brief angekündigt, die Fortsetzung der Listenwahl verhindern zu wollen. Die Odenwälder warfen Metz vor, er habe die Partei mit seinem "Altkadergeschwätz" um jede Chance gebracht, im Januar in den Landtag einzuziehen.

Am Ende ihres Treffens am Samstag werden die Delegierten über die komplette Landesliste abstimmen. Erhält sie keine Mehrheit, gilt keiner der Kandidaten als gewählt. Dieser Fall gilt in der Partei aber als unwahrscheinlich. Außerdem würde ein solches Szenario nicht mehr zu überbrückende Gräben in der noch jungen Landespartei reißen. Deshalb wurde schon kurz nach seiner Wahl zum Spitzenkandidaten ein freiwilliger Verzicht von Metz als der einzig vernünftige Weg aus dem Dilemma betrachtet.

© SZ vom 6.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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