"Die letzte Kolonie":Neukaledonien bleibt französisch

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Die Bürger der pazifischen Inseln stimmen gegen die Unabhängigkeit von Frankreich. Vor allem indigene Bürger wünschten sich ein eigenes Land. Aber sie sind in der Minderheit.

Die pazifische Inselgruppe Neukaledonien bleibt französisch. Am Sonntag stimmten laut vorläufigem Endergebnis knapp 57 Prozent der Wähler gegen eine Unabhängigkeit von Frankreich, etwas mehr als 43 Prozent waren dafür. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte, gewonnen habe der seit mehr als 20 Jahren laufende Friedensprozess auf der Inselgruppe. Verloren hätten dagegen alle Versuche, Hass, Gewalt und Angst zu verbreiten. Macron sprach von einer "historischen Etappe". Er sei als Staatsoberhaupt stolz darauf, dass sich die Mehrheit der Kaledonier für den Verbleib bei Frankreich entschieden habe.

Vor allem die Indigenen erhofften sich einen eigenen Staat

In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder politische und soziale Spannungen in Neukaledonien, das als "letzte Kolonie Frankreichs" bezeichnet wird. Paris stuft das Territorium mit dem Sonderstatus einer "Collectivité sui generis" aufgrund seiner Lage und seiner reichen Nickelvorkommen als strategisch bedeutsam ein. Die Inselgruppe im Pazifik liegt etwa 18 000 Kilometer entfernt von Paris.

Vor allem die indigene Bevölkerung, die offiziell Kanaken heißen, leiden bis heute unter Benachteiligungen, was etwa den Zugang zu Bildung oder Verdienstmöglichkeiten betrifft. Ursprünglich hatte das Referendum bereits 1998 stattfinden sollen. Es musste aber nicht zuletzt wegen teils bürgerkriegsähnlicher Auseinandersetzungen mehrmals verschoben werden.

Bei dem Urnengang waren 175 000 von den 270 000 Bewohnern Neukaledoniens stimmberechtigt. Unter den Kanaken war Umfragen zufolge die Zustimmung zur Unabhängigkeit besonders groß. Sie stellen jedoch nur knapp 40 Prozent der Bevölkerung. Die Entscheidung jetzt bedeutet nicht, dass die Hoffnung der Separatisten endgültig gestorben ist. Bis 2024 sind noch zwei weitere Volksabstimmungen möglich.

An diesem Montag wird Frankreichs Premier Édouard Philippe in der neukaledonischen Hauptstadt Nouméa erwartet. Aus Sorge vor Unruhen verstärkte der Staat die Sicherheitskräfte. In einigen Vierteln Nouméas wurden in der Nacht Autos in Brand gesetzt.

© SZ vom 05.11.2018 / KNA, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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