Die aktuelle Entwicklung:September 2001

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1. SeptemberDer Büroleiter des palästinensischen Geheimdienstchefs wird im Gaza-Streifen von einer Autobombe getötet. Israel und die Palästinenser weisen sich gegenseitig die Schuld an dem Anschlag zu.In der Nähe der Ortschaft Tulkarem explodiert ein Taxi. Darin stirbt die 22-jährige Ehefrau eines Fatah-Mitglieds, vier weitere Palästinenser werden verletzt.

2. SeptemberIn einem Feuergefecht mit israelischen Soldaten werden in Hebron zwei Palästinenser getötet.

3. SeptemberBei einer Anschlagserie werden in Jerusalem acht Menschen verletzt. Zu den vier Bombenexplosionen bekennt sich die "Brigade Abu Ali Mustafa", benannt nach dem durch einen israelischen Anschlag getöteten Führer der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP).Außenminister Schimon Peres stellt ein Treffen mit Jassir Arafat auf einer internationalen Wirtschaftskonferenz nahe Mailand in Aussicht.

4. SeptemberIm jüdischen Westteil Jerusalems sprengt sich während der morgendlichen Stosszeit ein Selbstmordattentäter in die Luft. Dabei werden mindestens elf Menschen verletzt. Der Attentäter war als orthodoxer Jude verkleidet.

5. SeptemberIsrael feuert mehrere Raketen auf zwei Gebäude der Force 17, der Leibgarde von Jassir Arafat, in Beit Hanun bei Gaza ab. Dabei wird ein Polizist verletzt.Kurz vor der Durchführung stoppt Ministerpräsident Ariel Scharon die Einrichtung von sogenannten "Sicherheitsgebieten". Die Pufferzonen hätten an der Grenze von 1967 auf der Höhe der autonomen Palästinenserstädte Tulkarem und Kalkilia sowie im Bereich Jerusalems erklärt werden sollen.Bei der Wahl für den Vorsitz der Arbeitspartei kommt es überraschend zu einem knappen Wahlsieg des Parlamentspräsidenten Avraham Burg. Der Verlierer, Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser, bezichtigt seinen Gegner indirekt des Wahlbetrugs.

6. SeptemberIsrael hält an der "Politik der gezielten Liquidierungen" mutmaßlicher Terroristen fest und feuert von einem Hubschrauber aus zwei Raketen auf einen Geländewagen in der Autonomiestadt Tulkarem, in dem mehrere Mitglieder der Fatah-Bewegung Jassir Arafats unterwegs sind. Zwei der Insassen kommen bei dem Angriff ums Leben gekommen, drei weitere werden verletzt.

7. SeptemberDie palästinensische Wirtschaft steht nach Angaben der Vereinten Nationen kurz vor dem Zusammenbruch. Seit Beginn der israelischen Blockade können rund 160.000 palästinensische Arbeitnehmer nicht mehr in Israel arbeiten. Die Verluste für die palästinensische Wirtschaft beziffert die UNO auf rund 8,8 Milliarden Mark, 80 Prozent des Bruttosozialproduktes eines Jahres. Die Arbeitslosigkeit liegt bei bis zu 60 Prozent, jeder Dritte lebt unter der Armutsgrenze.

8. SeptemberNach Angaben palästinensischer Sicherheitskräfte liquidiert die israelische Armee wieder gezielt einen Arafat-Vertrauten. Im israelischen Rundfunk heißt es dagegen, das Fatah-Mitglied sei bei der Vorbereitung eines gegen Israel gerichteten Bombenanschlags umgekommen.

9. SeptemberBei einem palästinensischen Selbstmordanschlag werden bei der Stadt Naharia drei Israelis getötet und mehr als 40 zum Teil schwer verletzt.

10. SeptemberDie israelische Armee zieht mit Panzern, Kampfflugzeugen und Hubschraubern vor der Stadt Dschenin im Norden des Westjordanlandes auf.Bei einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts lehnt Regierungschef Ariel Scharon breit angelegte Militäroperationen gegen die Palästinenser ab. Stattdessen spricht er sich für "punktuelle Aktionen" wie Hubschrauberangriffe aus.

11. SeptemberSchimon Peres und Jassir Arafat wollen sich zu Friedensgesprächen treffen, können sich aber nicht einmal auf einen Tagungsort einigen.

12. SeptemberPalästinenserpräsident Jassir Arafat verurteilt die Terror-Angriffe auf die USA vom Tag zuvor "auf das Schärfste". Die Hamas-Bewegung und andere palästinensische, gegen Israel kämpfende Organisationen weisen jede Beteiligung zurück. In palästinensischen Flüchtlingslagern in den Autonomiegebieten gehen dagegen zahlreiche Menschen auf die Straße und feiern die Attacken.Die Israelis rücken währenddessen mit Panzern und Planierraupen auf Sicherheitseinrichtungen in Dschenin im Westjordanland vor.

15. SeptemberIm Gazastreifen werden drei Palästinenser bei Raketenangriffen getötet und mehr als 30 verletzt.US-Präsident George W. Bush weist in einem Telefongespräch mit Scharon darauf hin, dass die USA eine Koalition mit moderaten arabischen Ländern gegen den weltweiten Terror schmieden wollen. Er drängt Scharon, ein Treffen der beiden Friedensnobelpreisträger Peres und Arafat zu ermöglichen.

16. SeptemberBei einem Vorstoß israelischer Militär-Einheiten in die Außenbezirke der palästinensischen Stadt Ramallah sterben zwei Menschen, zwölf werden verwundet.

17. SeptemberArafat weist seine Sicherheitskräfte offiziell an, die vor drei Monaten mit Israel vereinbarte Waffenruhe zu verwirklichen.

18. SeptemberAls Reaktion gibt Scharon Befehl an die israelische Armee, sich aus den Gebieten zurückzuziehen, die unter vollständiger palästinensischer Autonomie stehen, und alle Angriffe einzustellen.

21. SeptemberNach der Ermordung einer jüdischen Siedlerin durch Palästinenser wird ein Treffen zwischen Palästinenserpräsident Jassir Arafat und Israels Außenminister Peres verschoben. Israel will jedoch nicht mit militärischer Vergeltung reagieren. Die Entscheidung wird vor dem Hintergrund des amerikanischen Bemühens um eine internationale Koalition gegen den Terror getroffen.Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, spricht sich gegen eine arabische Beteiligung an der von den USA geforderten internationalen Allianz aus, wenn Israel daran teilnehme. Auch in Israel gibt es starke Vorbehalte gegen eine Beteiligung der Palästinenser an einem weltweiten Bündnis gegen Terrorismus.

23. SeptemberScharon verbietet ein Treffen von Außenminister Schimon Peres und Palästinenserpräsident Arafat und löst damit eine schwere Koalitionskrise aus. Die Arbeitspartei droht offen mit einem Auszug ihrer Minister aus der Regierung Scharon. Peres denkt über eine "lange Pause" von der Politik nach.

24. SeptemberEine Israelin wird im Westjordanland von bewaffneten Palästinensern erschossen. Ein Regierungssprecher erklärt, unter den "gegenwärtigen Bedingungen" sei eine Zusammenkunft zwischen Arafat und Peres ausgeschlossen.

25. SeptemberPeres kündigt an, er wolle sich noch in dieser Woche mit Arafat treffen.Scharon sagt ein Treffen mit dem britischen Außenminister Jack Straw wegen dessen kritischer Haltung gegenüber Israel ab. Abgesagt wird auch ein Besuch Jassir Arafats in der syrischen Hauptstadt Damaskus.

26. SeptemberÜberraschend treffen sich Peres und Arafat auf dem Flughafen von Gaza-Stadt. Sie vereinbaren in dem gut zweistündigen Treffen eine Reihe von vertrauensbildenden Maßnahmen und Leitlinien zur Einhaltung des Waffenstillstands. Israel verpflichtet sich ferner, die Blockade der palästinensischen Städte gebietsweise zu lockern und seine Truppen aus vorgezogenen Stellungen in den Palästinensergebieten zurückzuziehen.

Mehrere Gewaltakte überschatten das Treffen. Nur wenige Kilometer vom Tagungsort entfernt wird ein 17- jähriger, taubstummer Palästinenser erschossen. Stunden vor der Begegnung werden bei der Explosion einer schweren Bombe in der Nähe eines israelischen Vorpostens im Grenzgebiet zu Ägypten drei Soldaten verletzt.

27. SeptemberBei einem heftigen Feuergefecht in einem Flüchtlingslager im Gazastreifen werden fünf Palästinenser von der israelischen Armee erschossen und 27 verletzt. Auslöser für die Auseinandersetzungen war das Vorrücken israelischer Panzer auf Palästinensergebiet und der Beschuss eines Wohnhauses gewesen.

28. SeptemberErster Jahrestag der Intifada. Tausende Palästinenser demonstrieren gegen Israel und fordern eine Fortsetzung des Kampfes. Sechs Palästinenser werden von israelischen Soldaten in und nahe Hebron erschossen, ein weiterer stirbt bei der vorzeitigen Explosion einer selbst hergestellten Bombe. Bei Zusammenstößen im Westjordanland und im Gazastreifen werden fast 50 Personen verletzt.Trotz der Proteste beginnen die vereinbarten israelisch-palästinensischen Gespräche über Sicherheitsfragen.

29. SeptemberBei schweren Ausschreitungen zwischen palästinensischen Jugendlichen und israelischen Streitkräften im Gaza-Streifen erschiessen die Soldaten zwei steinewerfende Jugendliche.

30. SeptemberIsrael setzt den Palästinensern eine 48-stündige Frist zur Beendigung der Gewalt. Sollte es Arafat nicht gelingen, die Gewalt innerhalb dieser Frist einzudämmen, will das Sicherheitskabinett erneut "Maßnahmen zur Selbstverteidigung" beschließen.

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